Mittwoch, 22. September 2021

Straßenpoesie

 

Die Welt erzählt Geschichten. An jeder Straßenecke, auf jedem Balkon, in jedem Fenster sitzt eine. Manche Geschichte ist nur eine Sekunde lang, andere Geschichten sind eher romanhaft angelegt. Sie alle wollen gefunden und erzählt werden. Denn, wie die Native Americans sagen: "Everything forgotten returns to the circling winds."


 

 

Meine Kamera ist ein Geschichtenfänger. So etwas wie der Traumfänger der indigenous people, nur in optischer Ausführung. Einmal in der Woche mache ich mich auf, Straßenpoesie einzufangen. Ich nenne es "Sehen gehen". 

 

 

 

Straßenpoesie ist nicht dazu da, erklärt zu werden. Sie ist eine Momentaufnahme, Rohmaterial für die Träumerei. Sie will weitergesponnen, weitererzählt werden. Nicht in dem Sinn, dass ich wissen muss, was hier vor sich geht. Ich will es nicht einmal wissen.

 


Straßenpoesie ist Metapher. Im Gegensatz zur sachbezogenen Rede, die (hoffentlich) das meint, was sie sagt, öffnet sich die Metapher dem großen Raum der Bedeutungszusammenhänge. Die Metapher ist mehrdeutig, sie spiegelt die Verbundenheit all dessen, was ist. Das Außen ist zugleich das Innen, das Hier ist auch das Dort. Die Metapher ist der sprachliche Ort, der vom Licht aus einer anderen Dimension beleuchtet wird.



Und dann so viele Anregungen, die man auf der Straße findet. Ob mein Friseur das nächste Woche auch so gut hinkriegt? Einen Teil der Bilder habe ich übrigens in Colmar gemacht, wo ich unterwegs war mit der sympathischen Fotografin Lian Siekman. Hier (klick) ist ihre Website mit schönen Fotos (ach, ich muss noch viel üben ...) und interessanten Angeboten.


5 Kommentare:

  1. Was für ein wunderbarer Eintrag! Überhaupt lese ich hier alles immer sehr gerne! Danke!

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    1. Das freut mich. Deinen Blog habe ich gern gelesen, auch wegen der (Miksang-)Fotos. Schade, dass Du anscheinend nicht mehr bloggst. Herzliche Grüße aus Freiburg.

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  2. Wirklich sehr melodisch, deine SchreibART. Auch die Bilder sprechen mir an. Vielen Dank für den Link meiner Foto-Arbeit. Herzliche Grüße, Lian

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  3. Liebe Margrit, wieder einmal bin ich so bezaubert von deinen Gedanken. Tief und oft mit einem Augenzwinkern. sehr herzliche Grüße von Ellen

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