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Mittwoch, 19. August 2020

Freitag, 30. November 2018

Im November ...


... wurden die Schatten länger ...


... lagen im Abendlicht Juwelen auf dem Asphalt ...



 ... gehörte der See wieder sich selbst ...


... und die Katzen, die immer nur sich selbst gehören, waren der lebendige Beweis dafür, dass  in der Ruhe wahre Größe liegt.

Verlinkt bei Jahreszeitenbriefe.


Dienstag, 12. April 2016

Der Kater, der vom Himmel fiel


Vor sieben Jahren hat er mich adoptiert. Stand einfach vor der Terrassentür und wollte hinein. Nun muss man wissen, dass ich eine Dachwohnung habe. Dieser Kater also war vom Himmel gefallen, es gab keine andere Erklärung. Ich hatte jahrelang überlegt, wie ich es schaffen sollte, wieder mit einer Katze zu leben, obwohl ich berufsbedingt viel unterwegs bin und meine Katze niemals in eine dieser Katzenpensionen geben würde. Selbst Betreuungs-Angebote hilfreicher Menschen musste ich ausschlagen - ich hätte unterwegs keine ruhige Minute gehabt. Der Himmel also hatte mich erhört und mir die ideale Katze geschickt: Vom damals neu eingezogenen Nachbarn im Nebenhaus, der auch eine Dachterrasse hat.

Seitdem leben wir in einer amoralischen Dreiecks-Beziehung. Nein, die wird drüben nicht gern gesehen, aber hatten Sie mal eine Katze? Dann wissen Sie, wer unter allen Umständen seinen Willen durchsetzt. Er (der Kater) empfindet mich als würdig, ihm das Bauchfell zu kraulen, ihn mit weicher Bürste zu bürsten und ihm Bällchen zuzuwerfen. Ich fühle mich geehrt. Er hat das schöne große Bodenkissen aus Seide, das ich in monatelanger Arbeit gemacht habe, zu seinem erklärt, liegt, wenn ich am Computer sitze, gern auf meinen Füßen und geht im Sommer hier ein und aus, weil immer alle Türen offenstehen (Freiburg ist die Toscana Deutschlands, Sie wissen schon). Aber der Winter, ach! Noch nie durfte ich mit dem Geliebten Weihnachten feiern, auch Silvester nicht (er hat Angst vor Lärm und liegt vermutlich zitternd drüben unterm Bett). Ja, ich habe alle Probleme, die eine Geliebte eines verheirateten Mannes hat.

Sagte ich schon, dass er eine rosa Schnauze hat und unter dem Bauch kleine braungraue Felltupfen wie ein Baby-Gepard und dass er, wenn er schläft, in ein sanft wimmerndes Schnarchen verfällt und ...

Freitag, 22. Mai 2015

Der philosophische Kater über: Feiertage


Wir Katzen begreifen das menschliche Konzept der Feiertage nicht. Die Menschen feiern also nicht den Tag, sondern der Tag feiert etwas, was irgendwann an diesem Tag geschehen ist oder geschehen sein soll? Bei den Menschen ist alles immer gleich so groß, lang und unpersönlich. Es wundert uns Katzen deshalb nicht, dass bevorstehende Feiertage die Menschen in hektische Aktivität versetzen. Sie riechen dann anders, so scharf.

Als Kater kenne ich nur Feiermomente. Das ist zum Beispiel der Moment, in dem ich mich auf dem Rücken räkele, und dann kommt ihre Hand, um mich am Bauch zu kraulen. Oh Wonne! Oder der Moment, in dem ein Bällchen geflogen kommt. Besser noch: ein Brekkie. Und diese jungen Triebe der Hortensie hier auf dem Balkon, köstlich! Oder der Vogel da auf dem Dachfirst! Gleich werde ich den kriegen ... gleich ... Und dann fliegt er weg, aber das feiere ich als Katze auch, denn so kann ich mich in die Sonne legen und muss mich nicht anstrengen.

Feiermomente sind klein, kurz und sehr persönlich. Sie stehen nicht im Kalender, man kann sie nicht planen, vorher für sie einkaufen und die Wohnung putzen (die Menschen glauben merkwürdigerweise, beim Feiern müsse alles sauber sein). Sie überfallen einen einfach so. Jeder Moment kann unversehens zum Feiermoment werden. Aber die Menschen fühlen sich unbehaglich, wenn etwas Ungeplantes auftaucht. Und dann die Treppe nicht geputzt ist. Und ihnen so auf die Schnelle gar nicht einfällt, wie man den Moment eigentlich feiern soll.

Ja, ich als Katze habe beobachtet: Die Menschen haben Angst vor Feiermomenten.

Montag, 19. Mai 2014

Der philosophische Kater über: Muße


Von dem schönen Zustand der Muße verstehen nur noch wir Katzen etwas. Sie hat hier gerade an der Wand einen Spruch aufgehängt: „Tut das Nichttun. Beschäftigt euch mit Nichtbeschäftigung. Lao-Tse“ Zur Erinnerung, hat sie entschuldigend gesagt. Und ist weiter herumgewirbelt, weil sie, sagt sie, noch so viel erledigen muss.

Was haben die Menschen nur aus dem schönen Wort „müssen“ gemacht! Anstrengung und Hektik. Wenn sie was tun müssen, heißt das, sie wollen es nicht tun. Aber (sagt sie, die sogar Bücher über so was schreibt), Muße sei von der Herkunft her verwandt mit dem Wort müssen, und das bedeutete früher mal „sich etwas zugemessen haben. Zeit, Raum, Gelegenheit haben, um etwas tun zu können“.

Ich messe mir mit Genuss die Tätigkeiten zu, die ich liebe, vor allem das lange müßige Ruhen. Bevorzugt auf weichen Polstern (das rote unter mir sieht man gerade nicht), mit halbgeschlossenen Augen, die sich ganz schnell schließen, wenn das, was mein Blickfeld kreuzt, mir nicht gefällt. Ich lade die Weltereignisse ein, mich zu besuchen; wenn sie nicht kommen, sind sie selber schuld. Und wenn das Ereignis nicht gerade eine Maus ist, darf es auch schnell wieder gehen. Wozu der Welt hinterherlaufen? Beschäftigt euch mit Nichtbeschäftigung, sage ich. Dieser alte Chinese muss eine Katze gehabt haben.

Donnerstag, 27. März 2014

Der philosophische Kater über: Würde


"Die Menschen haben zu wenig Gespür für ihre eigene Würde. Sie hier, die so viel schreibt, hat neulich im Duden nachgeschlagen und entdeckt, dass Würde mit dem Wort Wert verwandt ist. Ich kann nur sagen: Das hat sie aber spät bemerkt. Uns Katzen ist unser Wert als ganz besondere Geschöpfe immer bewusst, und deshalb zeigen wir unsere Würde. Wir das tun das vor allem in dem, was wir nicht tun.

Zum Beispiel schreien wir nicht herum. Wenn wir etwas zu sagen haben, genügt ein Blick, notfalls ein zartes Miau. Das wirkt. Ich sage immer: Weniger ist mehr, auch in der Lautstärke. Dann sind wir nicht aufdringlich. Wir verlangen nicht pausenlose Aufmerksamkeit und beklagen uns, wenn unser Mensch gerade etwas anderes zu tun hat. Ich sage immer: Eigenständigkeit und Unabhängigkeit sind die Basis für ein gutes Zusammenleben.

Wir gehen auf leisen Pfoten. Die Menschen müssen sich mit klappernden Absätzen ankündigen und einen hörbaren Abgang hinlegen. Billige Effekthascherei! Wir donnern uns auch nicht auf mit Geglitzer und grellen Farben, tragen aber auch keine ausgebeulten Hosen, deren Schritt in der Kniekehle hängt. Unsere Kleider sind dezent, aber von bester Qualität. Und wir – Entschuldigung, aber ich muss das sagen –, wir pflegen uns. Ständig. Kopf, Ohren, Hals, Brustfell, Bauchfell, Beine. Deshalb riechen wir gut. Nicht nach Parfüm – nach uns selbst.

Menschen sind große Wunder. Allein ihre magische Fähigkeit, Dosen mit Huhn in Gelee zu öffnen! Sie entwirren die Wollfäden, mit denen wir gespielt haben, und krabbeln zehn Mal am Tag unter den Schrank, um unser Bällchen hervorzuholen. Sie haben warme Hände und streicheln gut. Ich glaube, sie wissen gar nicht, wie außergewöhnlich es ist, warme Hände zu haben, die gut streicheln können.

Wenn sie jetzt noch ein wenig leiser werden könnten, ein wenig gelassener, natürlicher und unabhängiger, wären sie fast schon so etwas wie große Katzen."

Montag, 18. November 2013

Der philosophische Kater über: Interesse


"Was macht sie da? Schreibt sie was? Was schreibt sie denn? Schreibt sie über mich? Oh, der Bleistift ist hübsch. Der rollt so schön übern Schreibtisch.

Menschen glauben immer, wir Katzen seien neugierig. Nein, nein. Wir sind interessiert! Warum sollten wir neugierig sein? Ist nicht alles immer wieder anders, also neu? Ich spiele immer mit demselben Faden, klappere immer wieder mit dem Schlüsselbund, der so einladend an der Tür baumelt, und immer wieder schimpft sie deswegen mit mir. Aber jedes Mal ist ein neues Mal. Die Menschen grübeln dauernd über Vergangenes nach und leben so selten in der Gegenwart. Und wenn sie mal auftauchen aus ihren Grübeleien, sind sie gierig nach Neuem, anstatt einfach das anzuschauen, was schon immer da war. Der Faden. Der Schlüsselbund. Ihre Finger, die über die Tasten hüpfen. Oh, jetzt ist der Bleistift vom Schreibtisch gefallen!

Ich finde das Leben wahnsinnig interessant."

Sonntag, 8. September 2013

Kat-Zen

"Dauernd lesen die Menschen Bücher über Zen. Sie hier schreibt sogar Bücher über Zen. Was die Menschen für ein Geschrei machen um so eine einfache Sache!

Man braucht ein Kissen und lässt sich ganz entspannt darauf nieder, die Augen halb geschlossen. Man atmet gleichmäßig, das Fell am Unterbauch hebt und senkt sich dabei und streichelt zart die Eingeweide. Dann kommt von ganz allein ein feines Schnurren aus der Kehle, das sich sehr hübsch und angenehm anhört. Und obwohl man bei der Übung aussieht, als schlafe man, ist man doch hoch aufmerksam und präsent. Jederzeit bereit, eine Maus zu fangen.

Ist doch ganz einfach, oder?" 


Samstag, 20. Juli 2013

Der philosophische Kater über: Genaues Hinschauen


"Menschen sind seltsam. In Deutschland erzählen die Eltern den Kindern, im Mond sei ein Mann. Die deutschen Kinder gucken hin, und schon sehen sie den Mann. Von einem Kater mit Migrationshintergrund habe ich erfahren, dass den vietnamesischen Kindern gesagt wird, es sei ein Hase im Mond. Die vietnamesischen Kinder gucken hin und sehen den Hasen. 

Ich finde es nicht gut, dass Menschenkinder in frühem Alter der kollektiven Blickmanipulation unterworfen werden. Man muss genau hinschauen, sage ich als Kater, und das Gesehene genau benennen. Maus ist Maus, nicht wahr? Mond ist Mond. Irgendwann werden aus solchen Kindern Leute, die in ihrer Katze einen Hund sehen und sie an die Leine legen.

Wir Katzen wären ziemlich beleidigt, würde irgendjemand eine Katze im Mond sehen. Wir wollen da nicht hin. Seien wir doch ehrlich: Die Menschen fliegen nur deshalb auf den Mond, weil es ihnen auf der Erde zu langweilig ist. Achtzig Jahre lang morgens Sonnenaufgang, abends Sonnenuntergang, dazwischen Regen, Wind und Schnee - das halten die gar nicht durch. Das interessiert die zu wenig. Während selbst eine Wohnungskatze jeden Augenblick spannend findet. Allein die Staubmäuse, die unter jedem Regal liegen! Ganz zu schweigen von Teppichfransen, Lampenkabeln, offenen Schranktüren!

Ich sage: Ein paar Minuten lang einfach nur schauen. Und staunen: Was da alles los ist! Aber kaum sehen die Menschen mal richtig hin, kommen sie gleich mit dem Wischlappen."

Montag, 1. Juli 2013

Der philosophische Kater über: Meditation




Hier sitzen manchmal welche auf kleinen Kissen. Die Beine so komisch verdreht. Sie nennen es Meditation. Ablenkungsmanöver! Mich täuschen die nicht, ich sehe doch: Sie warten auf die Maus!

Soll ich ihnen sagen, dass ihre Maus nie kommen wird? Die ruckeln da rum. Husten. Blinzeln. Das tun sie, weil sie den Kopf voller Gedanken haben. Die Maus ist längst weg, das merken die gar nicht. Man jagt die Maus, oder man grübelt. Beides gleichzeitig geht nicht. Wir Katzen sind vom Schnurrhaar bis zur Schwanzspitze geballte Aufmerksamkeit. Einmal nicht aufgepasst, wupps, schon ist sie weg. Du weißt nie, wann sie kommt. Wo sie hin will. Wie sie reagiert. Deshalb sage ich: Seid wach! Seid leidenschaftlich geduldig!

Ob die das jemals lernen?