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Dienstag, 4. März 2025

Dani Shapiro "Leuchtfeuer"

 

Ich muss euch noch ein Buch empfehlen, weil ich es so liebe. Gibt es eine Geschichte? Ja und nein. Am 27. August 1985 fährt der fünfzehnjährige Theo in einem Vorort von New York betrunken den Familienwagen an einen Baum, die Freundin stirbt, die siebzehnjährige Schwester Sarah behauptet, gefahren zu sein. Dieses Ereignis findet auf den ersten fünf Seiten des Buches statt. Auf den restlichen zweihundertachtzig Seiten sehen wir den vier Mitgliedern der Familie Wilf dabei zu, wie sie hilflos und tapfer versuchen, mit ihren gebrochenen Herzen zu leben - fünfunddreißig Jahre lang, aus wechselnder Perspektive jedes Einzelnen. Als Theo längst ein hippes Restaurant downtown hat, weiß er: "Seine Familie ist unmerklich Stück für Stück aus den Fugen geraten. Jetzt sind sie voneinander getrennt. In ihren einzelnen kaputten Universen."

Sie schweigen über das, was vorgefallen ist. Sie haben keine Worte dafür, und erst spät in ihrer Leben wird das Sprechen möglich und eine Erlösung sein. In einer weiteren Nacht, zehn Jahre später, geschieht etwas Neues: Im gegenüberliegenden Haus kommt ein Kind zu früh auf die Welt, Ben Wilf, der Arzt, hilft ihm ins Leben, und der kleine Waldo wird das Bindeglied zwischen den Menschen in beiden Häusern und dem, was sie unsichtbar verbindet. Jetzt sind wir beim eigentlichen Thema des Romans, und das ist eben keine erzählbare Geschichte, denn dieses Buch handelt vom Unerzählbaren. Von dem, was zwischen den Menschen geschieht, in ihren Herzen und im Kosmos, von dem sie ein Teil sind, geheimnisvoll miteinander verbunden.

Waldo ist ein besonderes Kind, zart und introvertiert. Schule und Eltern halten ihn für "nicht normal", er wird zu Therapien geschleppt, und nur Ben Wilf erkennt, wen er da vor sich hat: einen Hochbegabten, der sich in Astrophysik vertieft. Waldo hat etwas begriffen, was die anderen erst allmählich von ihm lernen: "Alles ist mit allem verbunden. Dr. Wilf. Ich. Ihr. Wie Teile eines galaktischen Superhaufens." Ben Wilf hat geholfen, Waldo auf die Welt zu bringen, und es wird der elfjährige Waldo sein, der Bens Frau Mimi aus dem Leben begleitet und dem alten Arzt, der längst in Kalifornien lebt, klarmacht, dass Tote nicht sterben, sondern immer bei uns sind. 

Dani Shapiro erzählt über vierzig Jahre hinweg und springt von einem Jahrzehnt ins andere und wieder zurück, und das ist stimmig. Denn im Tiefsten ist dies ein spirituelles Buch. Es führt uns in den Bereich jenseits der sogenannten Realität, in dem es keine lineare Zeit gibt: "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entfalten sich immer und ewig."

Das Buch ist so herzzerreißend schön, voller Schmerz und Traurigkeit, aber gerade deshalb tröstlich. Wenn du je erfahren hast, dass ein Ereignis dein Leben in ein unwiederbringliches Vorher und ein Nachher trennt, ist dies dein Buch.   

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Freitag, 24. Januar 2025

Santacitta Bhikkhuni "Fang einfach an!"

 

Santacitta Bhikkhuni erinnert sich an die junge Frau, die sie einst war. Sie suchte „etwas, das zu mehr Weisheit und Harmonie mit den Dingen führt, so, wie sie wirklich sind“. Dieser Satz fasst wunderbar prägnant zusammen, was eine langjährige buddhistische Praxis leisten kann. In sehr persönlichen Gesprächen mit ihrer Freundin, der Journalistin Irmgard Kirchner, erzählt sie in diesem Buch von ihrem Weg. Wie wird eine Frau, die eigentlich das Hotel ihrer Eltern übernehmen sollte, Nonne? 

Sylvia Bayer wird 1958 in der Steiermark geboren. Sie besucht die Hotelfachschule, dann arbeitet sie in Wien in einem avantgardistischen Theater und studiert Kulturanthropologie. Während sie zu Feldforschungen in Thailand ist, gerät sie durch einen jener Zufälle, die keine sind, in das Waldkloster von Ajahn Buddhadasa und beginnt zu meditieren. Aber unsere Lebenswege sind nie geradlinig, und auch Santacitta musste erst ein paar Umwege gehen, bevor der Wunsch, sich als Nonne ordinieren zu lassen, stark genug war. Erst stirbt ihr drogensüchtiger Geliebter in ihren Armen, dann heiratet sie einen thailändischen Geschäftsmann, der in kriminelle Machenschaften verwickelt ist. 

Dieses Buch verwebt die Erläuterung des Dharma mit der persönlichen Lebensgeschichte von Santacitta. Sie erklärt ihrer präzise nachfragenden Freundin buddhistische Lehrinhalte auf alltagsnahe Weise, mit Beispielen aus ihrem Leben. Der Edle Achtfache Pfad, die Brahmaviharas, die Sieben Erwachensfaktoren und die Ethischen Grundsätze zum Beispiel werden nicht als abstrakte Lehrinhalte, sondern als hilfreiche Ausrichtung und Haltung für ein heilsames Leben vorgestellt. 

Schon die junge Sylvia Bayer hatte begriffen, dass ihre mütterliche Ahnenlinie von Männern unterdrückt worden war. Diesen kritischen Blick auf Gender-Themen hat sie auch als Nonne nicht verloren. In den diversen Klöstern, in denen sie lebte, konnte sie die Diskriminierung von Nonnen gegenüber Mönchen nicht akzeptieren. Selbst die volle Ordination war Frauen dort nicht möglich. Schließlich verließ sie mit einer Mitschwester ihre Linie und gründete das Kloster Aloka-Vihara in San Francisco, nachdem sie im Spirit Rock Center ordiniert wurde. 

Santacitta Bhikkhuni engagiert sich bis heute für die Umweltbewegung und die Ermächtigung von Frauen: "Ich setze mich für die Gleichberechtigung von Frauen ein und ich mache das nicht nur aus sozialen, sondern auch aus psychologischen Gründen. Es macht etwas mit unserem Geist, wenn wir uns als Frauen freiwillig oder gezwungen in eine untergeordnete Position begeben. Wenn du wirklich erwachen und die Verblendung hinter dir lassen willst, muss die ganze Kapazität deines Geistes verfügbar sein."

Dieses Buch ist eine inspirierende Landkarte für die Reise zum Erwachen, gerade für Laiinnen und Laien.

Irmgard Kirchner, Santacitta Bhikkhuni "Fang einfach an! Wie mir meine Freundin den Buddhismus erklärt. edition steinrich, ISBN 978-3-942085-83-0.

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Freitag, 10. Januar 2025

Volker Kitz "Alte Eltern"


Der Vater von Volker Kitz ist Ende siebzig, als er eines Tages nicht mehr weiß, wie man einen Schlüssel im Schloss dreht und die Kaffeemaschine bedient. Die Diagnose Demenz stellt die beiden Söhne vor eine Herausforderung. 

"Wie löse ich mich von der Illusion des Immer-weiter-so? Welche Zeichen muss ich erkennen, welche Entscheidungen darf ich treffen? Welche muss ich treffen, gegen Vaters Willen? Wie behalte ich Zugang zu ihm, teile Schmerz, Freude, pendle in seine Welt - ohne meine verdorren zu lassen?"

Als das Leben für den Vater alleine nicht mehr möglich ist, findet Volker für ihn in Berlin ein Pflegeheim. Aber er kann das Irreversible der Krankheit nicht akzeptieren, kontrolliert die Pflegerinnen, zählt die Tabletten nach. Mit jeder weiteren Verwandlung des Vaters wächst seine Verzweiflung.

Der Titel ist etwas irreführend, denn in diesem Buch geht es ausdrücklich um Demenz. Aber auch wenn Volker Kitz viele Informationen über diese Krankheit zusammengetragen hat, ist es doch sein sehr persönlicher Zugang zum Thema, der das Buch ausmacht. Und so dürfte es auch für erwachsene Kinder, deren Eltern vielleicht aus anderen Gründen pflegebedürftig sind, ein wertvoller Begleiter sein durch eine Zeit, auf die man sich emotional nicht vorbereiten kann.

Volker Kitz "Alte Eltern. Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt", Kiepenheuer & Witsch. 

Meine Besprechung in SWR Kultur hier (klick).

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Freitag, 6. Dezember 2024

Jan-Philipp Sendker "Akikos stilles Glück"

 

Manchmal fällt mir in der Bücherei ein Buch auf, weil es so ein schönes Cover hat. Sendker? Nie gehört. Aber: Japan! Also mitgenommen. Angefangen zu lesen. Und nicht mehr aufgehört.

Akiko, eine dreißigjährige Buchhalterin in Tokio, ist mit ihrem stillen Leben zufrieden. Wie alle gut bezahlten Büroangestellten arbeitet sie bis acht Uhr abends, isst in einem Kaiten-Sushi eine Kleinigkeit und fällt müde ins Bett, Tag für Tag. Eines Abends begegnet sie ihrem alten Schulfreund Kento, der ein hochbegabter Pianist war, aber inzwischen seit Jahren seine Wohnung nur noch nachts verlassen kann. Ein Hikikomori, der - schätzungsweise gibt es eine Million von ihnen - die moderne Gesellschaft mit ihrem Lärm und ihrer Hektik nicht erträgt. Ein Hochsensibler. Die beiden nähern sich behutsam einander an. Zwei, die Stille lieben und am liebsten allein sind und sich doch danach sehnen, von einem anderen erkannt und gesehen zu werden als die, die sie sind.

Kento stellt Akiko zwei Fragen: Wer bist du wirklich? Und: Magst du dich? Auf langen Spaziergängen durch das nächtliche Tokio versucht sie, Antworten darauf zu finden. Und dann entdeckt sie beim Sichten der Schriftstücke ihrer verstorbenen Mutter etwas, das ihr ganzes bisheriges Leben infrage stellt. Sie ist nicht die, die sie zu sein glaubte. Wie aber kann sie sich finden?

Jan-Philipp Sendker war jahrelang Asien-Korrespondent des "Stern". Wenn ich nicht wüsste, dass er Deutscher ist, hätte ich vermutet: Dies hat ein Japaner geschrieben, oder besser noch: eine Japanerin, denn wenige männliche Autoren können sich in eine weibliche Hauptfigur hineinversetzen - und das Buch ist in der Ich-Form geschrieben. Sendker hat ein feines Gespür für die Zwischentöne und Gesten, die in der japanischen Gesellschaft so ungemein wichtig sind. Es gibt Szenen in diesem Buch, die uns klar machen, was japanische Höflichkeit wirklich ist: Aufmerksamkeit und Wertschätzung für den anderen und seine Grenzen, die zu wahren in einem so dicht besiedelten Land absolut notwendig ist. Was aber eben auch die Einsamkeit in den Großstädten verstärkt.

Einmal fährt Akiko nachts mit dem Taxi durch Tokio, einfach so, und der Taxifahrer - einer von der alten Schule, weiße Handschuhe, wahrscheinlich, sage ich mal, Häkeldeckchen auf den Kopfstützen (ich liebe japanische Taxis!) - schaltet irgendwann den Taxameter aus. Die junge Frau und der alte Mann hören leisen Jazz aus der Anlage, und dann nimmt der Mann sie um Mitternacht mit in ein winziges Lokal, in dem die Taxifahrer des Viertels eine Pause einlegen. Und kein einziger Missklang ist zu hören, kein Mann versucht, die junge Frau anzumachen, alle sehen sie an und wissen: Hier ist eine Frau auf der Suche nach etwas, was sie in dieser Nacht nicht finden wird, und man kann ihr auch nicht helfen dabei, aber man kann ihr ein paar gegrillte Hühnerflügel und Edamame-Bohnen anbieten, mit denen sie diese Nacht überstehen wird.

Ein wunderbares Buch. Nachdenklich, melancholisch, tröstlich, voller Wärme und federleicht geschrieben. Wenn ihr jemanden kennt, der Japan liebt, die Stille und die Behutsamkeit zwischen Menschen - schenkt es ihr oder ihm zu Weihnachten. Oder euch selbst.

Jan-Philipp Sendker "Akikos stilles Glück", Blessing Verlag, 24 EUR.

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Montag, 29. Juli 2024

Barbara Bleisch "Mitte des Lebens"


Die Philosophin Barbara Bleisch moderiert neben Yves Bossart und Olivia Röllin die "Sternstunde Philosophie" im Schweizer Fernsehen. Soeben ist ihr neues Buch "Mitte des Lebens. Eine Philosophie der besten Jahre" im Hanser Verlag erschienen. Die Jahre zwischen fünfunddreißig und fünfundsechzig sind eine Art terra incognita. Die früheren Entscheidungen sind oft nicht mehr stimmig, aber neue Wege sind noch nicht in Sicht. Eine gute Ausgangssituation für eine philosophische Untersuchung, findet Barbara Bleisch und zitiert Ludwig Wittgenstein, der die Einsicht, sich nicht auszukennen, als Grundform jedes philosophischen Problems ansah.

Barbara Bleisch erteilt keine Ratschläge. Sie hat vielmehr eine, wie sie es nennt, „Landkarte für die Wanderung durch die Landschaft der eigenen Möglichkeiten“ geschrieben. Gerade die mittleren Jahre sind ja anfällig für Krisen, denn die vorläufige Bilanz des gelebten Lebens enthält Erfolge und Höhepunkte ebenso wie enttäuschte Hoffnungen. Barbara Bleisch aber weist darauf hin, dass gerade die Umwege zu unserem wichtigsten Erfahrungsschatz gehören. Welches Fazit zieht sie aus dieser Lebensspanne, in der sie sich selbst befindet?

"Lieber überschäumend vor Träumen und Sehnsüchten sein und einsehen müssen, dass nicht alles gelebt werden kann, was einen reizt, als ein langweiliges Schalentier oder eine deprimierte Person, die gar keine Sehnsucht kennen."

Meine Rezension in SWR Kultur findest Du hier (klick)

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Und falls Du diese kluge und sympathische Autorin noch nicht kennst, kannst Du sie zum Beispiel in diesem Interview mit dem Mönch Matthieu Ricard erleben: 


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Montag, 11. Dezember 2023

Daniel Schreiber & Judith Hermann


Wie erzählt man von sich selbst und hütet gleichzeitig seine Geheimnisse? Was heißt es, eine Geschichte zu erzählen - und ist nicht alles, was wir anderen und uns selbst erzählen, ohnehin eine Geschichte, also eine in Sprache gefasste Auswahl aus Erfahrenem und Erträumten, Erlebtem, Befürchtetem und Erhofftem? Was ist die "Wahrheit" über uns selbst - und ist sie überhaupt wichtig? Zwei Autoren gehen dieser Frage auf höchst unterschiedliche Weise nach.

Februar in Venedig. Daniel Schreiber ist in die Stadt gekommen in der Hoffnung, hier eine neue Lebensphase zu beginnen. Seit dem Tod seines Vaters hat er sich in Arbeit geflüchtet und sich von seinen sozialen Kontakten zurückgezogen. Er weiß, dass sein Gefühl der Taubheit verdrängte Trauer ist; in Venedig will er lernen, endlich zu trauern. Aber er muss feststellen, dass es ihm schwerfällt, den lange verdrängten Schmerz zu fühlen. Wir begleiten Daniel Schreiber einen Tag lang durch die Stadt. Er besucht die Toteninsel San Michele, schaut sich seine Lieblingsbilder in der Accademia an und denkt nach über seine persönlichen wie unsere gesellschaftlichen Verluste. Und wie immer findet Daniel Schreiber für sein Thema - diesmal Verlust und Trauer - eine Fülle literarischer und wissenschaftlicher Zitate.

Meine Rezension in SWR 2 Lesenswert ist immer noch nicht gesendet, obwohl ich die Produktion vor der Veröffentlichung fertig machen musste. 😏 Aber Weihnachten naht, man braucht Geschenke, also hier ohne offizielle Rezension. 

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Judith Hermannn hält die bekannte Poetikdozentur in Frankfurt - und erzählt von sich selbst. Sie trifft ihren ehemaligen Analytiker eines Nachts in einer Kneipe in Kreuzberg, erinnert sich an ihre zehnjährige Analyse und ihre katastrophale Familiensituation mit dem depressiven Vater und einer Mutter, die sich entzieht. "Rätsel, in die du hineinwächst. Andeutungen wie Treidelpfade, Heimlichkeiten." Aber das Private ist nur scheinbar intim. Wir lesen hier keineswegs, "wie es war", sondern wie es sich erzählen lässt von einer, die sagt: "Ich schreibe am eigenen Leben entlang, ein anderes Schreiben kenne ich nicht." Ich finde das Buch faszinierend; die eigene Lebensgeschichte wird hier Spielmaterial, öffnet sich ins Weite und jede scheinbare Antwort mündet in neue Fragen, die neues Schreib- und Lebensmaterial sind. "Schreiben heißt Zeigen und es heißt Verbergen." Und, frage ich, gilt dasselbe nicht auch für die Geschichten, die wir uns über uns selbst erzählen? Was wissen wir wirklich - was wollen wir wissen? Ein wunderbares Buch, große Empfehlung.

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