Vor ein paar Jahren sprach ich für ein SWR-Feature zum Thema Willensfreiheit in München mit dem Quantenphysiker Hans-Peter Dürr. Zwei faszinierende Stunden verbrachte ich im Werner-Heisenberg-Institut mit einem Physiker, der mir die Quantenphysik mit poetischen Bildern nahebrachte - die einzige Form für mich, abstrakte Inhalte zu verstehen. Professor Dürr sagte: "Es gibt nichts Seiendes, nichts, was existiert. Es gibt nur Wandel, Veränderung, Prozesse." Eine halbe Stunde sprachen wir über den Satz, der mich in seinem Werk am meisten beschäftigte: "Materie ist nicht aus Materie aufgebaut. Sie ist eine Verknotung von Verbindungen."
Der von mir geschätzte Musiker Konstantin Wecker ist bis heute von seiner Begegnung mit Hans-Peter Dürr fasziniert. "Materie ist nichts als gefrorenes Licht", sagte der poetische Physiker damals, und der Musiker-Poet schrieb daraufhin eins seiner, wie ich finde, schönsten Lieder: "Gefror'nes Licht".
"Da ahnst du, dass
was scheinbar fest gefügt
und uns sich als die Wirklichkeit erschließt,
nichts als ein Bild ist, das sich selbst genügt,
durch das verträumt ein großer Atem fließt.
Du magst es greifen, du begreifst es nicht,
was du auch siehst, ist nur gefror'nes Licht."
Konstantin Wecker
Was wieder einmal beweist: Wir brauchen die Sprache der alten Schriften und Meister nicht, die uns oft den Weg zum Verständnis der Wirklichkeit eher verstellen. Wir brauchen die Poeten. Sie erfassen mit ihrer feinen Wahrnehmung die Tiefe hinter dem Sichtbaren und haben die Gabe, sie in Bilder zu kleiden.
Mehr über mein Gespräch mit Professor Dürr in meinem Buch "Leuchtende Stille".