Freitag, 30. Mai 2014

"Die erste und einzige Geschichte vom Gedankenland"


Mein "Buch für Kinder von 8 bis 80", das vergriffen ist, kann man jetzt bei mir erhalten: Gebunden mit Hardcover zum Sonderpreis von 8,00 € zuzüglich 1,- € Porto.

Aus dem Klappentext: "An einem frühen Morgen, als der Tag eine Handbreit über dem Horizont steht, begegnet Nika Regenwein, von der alle sagen, sie sei nichts Besonderes, Filli, dem Fink. Er gehört zum uralten Vogelvolk der Huhlis, das die Gedanken der Menschen aller Zeiten sammelt, denn Gedanken sind kostbar. Die Vögel ernennen Nika zum Huhli, und sie darf Menschen, die nicht weiterwissen, helfende Gedanken schicken. Aber als Nika die Huhlis versehentlich verrät, müssen sie sich von ihr trennen. Ihr bleibt jedoch das tröstliche Wissen, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist, auch sie, Nika Regenwein."

Aus der Rezension im "Eselsohr": "Das Gedankenland mit seinen Verwaltern, den weißen Vögeln, wird nicht zur himmlischen, übermenschlichen Zone, sondern humorvolles Abbild alltäglicher Unvollkommenheiten, an der letztendlich unsere Gedanken den größten Anteil haben."

Hier eine Leseprobe. Eine weitere auf meiner Homepage www.margrit-irgang.de oder hier.


Bitte E-Mail an mich schicken (siehe Impressum).

Samstag, 24. Mai 2014

Die Klause der Eremitin


Hier möchte ich leben. In dieser Stille, diesem Alleinsein (wieder kein Mensch da, wie gut!). Der sattwarme Nachmittag, der Bergwind, die vor mir ins Tal rollenden Wiesen. Die Pfingstrosen sind hier noch Knospen; alles blüht später auf, ist dann aber, wenn es endlich blüht, kraftvoller, farbiger, größer. Ein kinderhandgroßer Schmetterling taumelt vorbei. Irgendwo auf den endlosen Wiesen muss eine Schafherde sein, ein sanftes Mäh klingt herauf. Vielleicht sind Lämmchen dabei. Will ich denn nicht die Lämmchen sehen? Ja. Nein. Ich bleibe sitzen, mit dem Rücken an der warmen Hausmauer. Meine Eremitage, die Kapelle, die kaum jemand kennt. Der Ort, an dem mein Geist zu Hause ist, weil er hier ungestört bei sich sein darf. Der Ort, den mein Geist aufsucht, wenn es unten im Tal in meinem alltäglichen Leben zu mühsam wird, zu laut, zu unruhig. Dann schließe ich die Augen und sitze hier oben, in der Gesellschaft der Schmetterlinge und Hummeln, und von fern klingt ein sanftes Mäh herauf.

Warum gibt es eigentlich so wenige Eremitinnen? So wenige Frauen, die das Alleinsein suchen und die Stille preisen. Die Eremitinnen, die ich mir vorstelle, wären Einsiedlerinnen ohne Religion; ihr Gebet brauchte keinen Adressaten, weil es eine Lebenshaltung wäre: Das Feiern des Augenblicks und dessen, was er schenkt (Pfingstrosen! Hummeln! Finken!).

Jetzt höre ich sie wieder, diese summende, flüsternde Stille, die sich erst entfaltet, wenn die Natur ganz bei sich ist. Ich störe sie nicht; ich bin nur eine Eremitin auf der Bank an der Hauswand, in ein Gebet versunken, das niemandem gilt.

Dienstag, 20. Mai 2014

Begegnung mit Professor Hans-Peter Dürr, + 18.5.2014

Copyright: Leifiman at Wikipedia

Ich traf ihn an einem Hochsommertag im Münchner Werner-Heisenberg-Institut, wo ich ihn für ein SWR-Feature zum Thema "Zukunft" befragte; ein mutiges Unternehmen meinerseits, habe ich doch keine Ahnung von Quantenphysik. Aber er hatte so wunderbare Aussagen gemacht in seinen Büchern und Vorträgen wie "Wir erleben ja mehr, als wir begreifen" und "Auch die Wissenschaft spricht nur in Gleichnissen", dass ich dachte: Dieser Physiker spricht meine Sprache, den könnte ich verstehen.

Ja, er hatte Hoffnung für die Zukunft des Menschen, "auch wenn es in uns angelegt ist, dass wir alles zugrunde richten". Seine Aussagen über die Quantenphysik klangen für mich geradezu buddhistisch: "Gegenwart ist das, was wartet, das ist statisch. Es gibt keine Gegenwart. Es gibt nur den Augenblick oder den Moment. Der Augenblick ist das, was zwischen zwei Augenöffnungen passiert." Und: "Die Wirklichkeit wird in jedem Augenblick neu gemacht, aber auf der Grundlage dessen, was schon da ist."

Ich fragte ihn unter anderem, ob im Weltbild der Quantenphysik auch Platz für einen Gott sei. Seine Ausführungen dazu fand ich faszinierend; hier kann ich nur sein Fazit wiedergeben: "Gottvertrauen ist nichts anderes, als dass wir Teilhabende sind am Ganzen." Seine Begründung dafür und die für mich erstaunlichen Gemeinsamkeiten zwischen Quantenphysik und Buddhismus habe ich in meinem Buch "Leuchtende Stille" (Herder Verlag) ausführlich beschrieben.

Professor Dürr war ein streitbarer und engagierter Mensch. Ende der 1970er Jahre sprach er, der selbst bei Edward Teller, dem Miterfinder der Wasserstoffbombe, promoviert hatte, sich öffentlich scharf gegen die Nutzung der Kernkraft aus. Er war Träger des Alternativen Nobelpreises, ein großer und weiter Geist, ein scharfer Denker und ein liebenswürdiger Mensch, der ohne zu zögern mir drei Stunden seiner Zeit widmete. Mir wird diese Begegnung unvergesslich bleiben. Als wir schon in der Tür standen, sagte er: "Wir Männer wurden ja immer als das Ebenbild Gottes dargestellt. Aber dass die Männer nur Dinge von oben runterstürzen und die Frauen sollen es dann wieder nach oben bringen, das sehe ich überhaupt nicht ein."

Professor Hans-Peter Dürr ist am Sonntag, 18. Mai, in München gestorben.

Montag, 19. Mai 2014

Der philosophische Kater über: Muße


Von dem schönen Zustand der Muße verstehen nur noch wir Katzen etwas. Sie hat hier gerade an der Wand einen Spruch aufgehängt: „Tut das Nichttun. Beschäftigt euch mit Nichtbeschäftigung. Lao-Tse“ Zur Erinnerung, hat sie entschuldigend gesagt. Und ist weiter herumgewirbelt, weil sie, sagt sie, noch so viel erledigen muss.

Was haben die Menschen nur aus dem schönen Wort „müssen“ gemacht! Anstrengung und Hektik. Wenn sie was tun müssen, heißt das, sie wollen es nicht tun. Aber (sagt sie, die sogar Bücher über so was schreibt), Muße sei von der Herkunft her verwandt mit dem Wort müssen, und das bedeutete früher mal „sich etwas zugemessen haben. Zeit, Raum, Gelegenheit haben, um etwas tun zu können“.

Ich messe mir mit Genuss die Tätigkeiten zu, die ich liebe, vor allem das lange müßige Ruhen. Bevorzugt auf weichen Polstern (das rote unter mir sieht man gerade nicht), mit halbgeschlossenen Augen, die sich ganz schnell schließen, wenn das, was mein Blickfeld kreuzt, mir nicht gefällt. Ich lade die Weltereignisse ein, mich zu besuchen; wenn sie nicht kommen, sind sie selber schuld. Und wenn das Ereignis nicht gerade eine Maus ist, darf es auch schnell wieder gehen. Wozu der Welt hinterherlaufen? Beschäftigt euch mit Nichtbeschäftigung, sage ich. Dieser alte Chinese muss eine Katze gehabt haben.

Donnerstag, 8. Mai 2014


Aus: Margrit Irgang "Geh, wo kein Pfad ist, und hinterlasse eine Spur", Verlag Herder, ISBN 978-3-451-06111-0