Sonntag, 5. September 2021

Nahes Spätsommerglück

 

Eigentlich sollte ich, wenn ich anderen so zuhöre, jetzt wohl Fernweh haben. Sollte - eigentlich - noch schnell schnell ins Südliche fahren/fliegen, um mich für den drohenden gefühlt siebenmonatigen Winter mollig aufzupolstern mit Wärme. Und ja, im Grunde ist das gar nicht dumm. Aber ich denke nicht daran, im Internet nach einem Last-minute-Schnäppchen zu suchen, mich (mit Maske und Impfpass und Besorgnis - da hinter mir am Check-in hustet einer, der HUSTET!) in einen Flieger zu zwängen und in einem Hotelzimmer abgeliefert zu werden, das nicht im Entferntesten die Schönheit meiner Wohnung hat. Das muss doch kreativ zu lösen sein.

 

 

Dachte ich und erfand die Einstundenreisen. Ich mache jetzt zwei-, dreimal in der Woche Urlaub an einem Ort, den ich mit Zug, S-Bahn, Auto oder zu Fuß in einer Stunde erreichen kann. Gelegentlich reduziere ich die Sache freudig und ohne mich eingeschränkt zu fühlen auf eine halbe Stunde. Vorgestern war ich am Rhein (36 Minuten, okay, gilt.).

 


 
Es war warm und sehr still. Ein paar Kanuten, ein paar Angler, ein paar Radler. Alles kreative Leute also, die der Urlaubsindustrie kein Geld in den Rachen werfen. (REISEN ist natürlich was ganz anderes. Siehe Rubrik "Japan" in der rechten Spalte.) Ich hatte eine Wasserflasche und ein Sandwich dabei und war zufrieden mit dem Lunch. Am besten aber haben mir die Tiere gefallen.
 
 

  
Sie haben mich komplett ignoriert, sie waren ganz und gar bei sich. Die Schwäne haben keinen Versuch gemacht, sozial erwünschte höfliche Fragen nach dem Woher und Wohin zu stellen, die Enten wollten nicht plaudern. Null Smalltalk. Ich war ihnen vollkommen wurscht, und das war sowas von angenehm! Ich kam sehr erholt nach Hause. 

Gestern war ich übrigens auf einem Schloss (70 Minuten, ich hatte mich verfahren) ...


8 Kommentare:

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    1. Bei Dir reichen für einen solchen Urlaub ja zehn Minuten!

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  2. Herrlich, dein blog. Ich freu mich dran. Liebe Grüße, Joachim (aus Hohenau)

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    1. Schön, von Dir zu hören, Joachim. Du bist auch nicht im Süden, wie ich annehme ...

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    2. Nein, nur ein wenig südlich. Ich verbringe einige Tage in einem kleinen Weiler im Allgäu. Eine überschaubare Anfahrt dahin, ohne Autobahn. Hier ist „nichts los“ und es gibt in der Frühe das unaufhaltsam kommende Morgenlicht über der weiten Hügellandschaft. Am milden Spätsommertag für meine Augen das wohltuende Grün der Weiden,- Viehweide und Augenweide. Über den Tag genieße ich die unspektakulären Kleinigkeiten, die Schafe am Weidezaun, die ausgestreckte Katze in der Sonne, als ob ich dabei auch so hingehalten die Wärme tanken würde.
      Im Wald wiegt sich leuchtend ein kleiner Ahorn im Gegenlicht der Sonne und ein paar Schritte neben dem Weg wiegt meine Schritte ein herrlich weicher Moosteppich. Die Spätsommernacht ist in meinen Augen dann doch unaufdringlich spektakulär, still und spektakulär. Es gibt hier keine Straßenbeleuchtung und in dieser Dunkelheit taucht spät die Milchstraße als funkelndes Band am Himmel auf. Das große Funkeln trifft mein großes Staunen.
      Von morgens bis abends gibt es das alles gratis und fühlt sich an wie beschenkt sein. Von hier grüße ich dich.

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    3. Ach, klingt das schön! So erholsam, wenn "nichts los" ist. Ich hoffe, meine Blogleserinnen und -leser entdecken Deinen Kommentar und bekommen Sehnsucht nach einem kleinen Weiler.

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  3. Diese Ruhe schätze ich auch immer mehr.Ich wohne in einem Fremdenverkehrsort und gestern Sonntag war "viel los". Die "alte Normalität" wollen die meisten Menschen nicht aufgeben....leider
    liebe Grüße Gitti

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    1. Ich bin in einem Kurort aufgewachsen, der jeden Sommer übervoll war. Wir waren froh, wenn es Herbst wurde. Aber ich verstehe auch die Menschen, die gerade jetzt "raus" wollen. Die verschiedenen Bedürfnisse sind schwer zu vereinbaren.

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