Schwester Theresia Raberger ist ungewöhnlich: Franziskaner-Nonne, Zen-Priesterin, Mystikerin, Heilpädagogin und Tierschützerin. Nach Jahrzehnten der Arbeit für schwer erziehbare Jugendliche, Prostituierte und Drogenabhängige leitet sie heute die Tierschutzstelle im Felsentor, dem Meditationshaus, das Zenmeister Vanja Palmers in der Schweiz gegründet hat. In diesem Buch erzählt sie der edition steinrich-Verlegerin Ursula Richard, wie sie dorthin gekommen ist, warum ihr Tiere so am Herzen liegen und wie sie ihr Christentum in Einklang bringt mit dem Zen.
In der Genesis heißt es: "Als die Menschen noch verbunden waren mit Gott, sprachen sie auch geschwisterlich mit den Tieren." Natürlich entschied sich die junge Theresia Raberger für den Orden des Heiligen Franziskus, der so innig mit den Tieren lebte. Mit der Kirche und den vorgeschriebenen Ritualen hatte sie dann aber doch ihre Probleme. Erst bei den christlichen Mystikern fand sie, was sie unbewusst gesucht hatte: die Ganzheit, in der Gott nicht mehr außerhalb des Menschen lebt. Und dann begegnete ihr das Zen: "Sonst war so viel Theologie, Interpretation und Vermittlung zwischen mir und dem Göttlichen, aber im Zen ist der Weg so kurz, von Angesicht zu Angesicht, von Herz zu Herz."
Besonders sind auch die Tiere, die im Felsentor leben. Wir lernen Anton, den Hausschweineber, kennen, der einem Paar zur Hochzeit geschenkt wurde, das sich aber nicht überwinden konnte, ihn als Schnitzel auf dem Teller wiederzufinden. Oder das blinde, taube und gehbehinderte Schwein Babuschka, dem es guttut, gebürstet zu werden, weil das seinen Kreislauf in Schwung bringt. Und geradezu berühmt ist Nandi, der Stier, der auf spektakuläre Weise aus dem Schlachthof ausbrach. Nicht zu vergessen: das Hühner-Altersheim!
Großes Vergnügen hat mir die Geschichte von der Hundetrainerin gemacht, die Schwester Theresia unbedingt beibringen wollte, mit ihrem Hund Nuria mit Worten zu kommunizieren. Aber die beiden kommunizierten seit jeher wortlos miteinander - was Schwester Theresia dachte, führte Nuria sofort aus. (Auf diese Weise war ich immer mit meinen Katzen verbunden. Es gibt eben nur den einen Geist, den wir alle miteinander teilen.)
Und so sind all die Schafe, Kühe, Hühner, Schweine, Ziegen, Hunde und Katzen, die im Felsentor in Freiheit und Frieden leben dürfen, auch Zen-Lehrer für die Kursteilnehmer und Wanderer, die vorbeikommen: "Unter allen Worten und Bildern ist ein Raum der Stille, der auch um die Tiere ist", sagt Schwester Theresia. Sie sitze im Zendo immer "mit allen Wesen, mit der menschlichen Verfasstheit und mit dem Leid der Tiere. Die Tiere sitzen auch. Alle sitzen gemeinsam."
Meine Lese-Empfehlung: Das etwas andere Zen-Buch Theresia Raberger "Alles ist ein Leben", edition steinrich, Berlin, ISBN 978-3-942085-564.
(Wegen Rechtsunsicherheit als Werbung gekennzeichnet.)
Und hier der Link zur Tierschutzstelle im Felsentor.
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