Braucht ihr noch ein Weihnachtsgeschenk? Hier wären zwei Bücher, die ich euch ans Herz lege. (Danke, Robert, dass Du mich an diese wunderbare Autorin erinnert hast.) Die Irin Claire Keegan schreibt eine Prosa von großer Einfachheit, die ich als durch und durch ehrlich empfinde. Sie hat mir zu einer ungewöhnlichen Erfahrung verholfen: Nach dem Lesen von "Kleine Dinge wie diese" (es hat nur 112 Seiten) wollte ich das Buch eines anderen, von mir geschätzten Autors lesen und konnte es nicht. Er erreichte mein Gefühl nicht mehr, seine Prosa erschien mir maniriert und ohne wirkliche Tiefe.
DAS DRITTE LICHT: Wir sind im Irland der 1980er Jahre. An einem heißen Sommertag liefert ein Vater seine kleine Tochter bei dem Ehepaar Kinsella ab, weil die Familie ein fünftes Kind erwartet, und verschwindet, ohne dem Mädchen zu sagen, ob er wiederkommt. Das Mädchen, in Armut und emotionaler Kargheit aufgewachsen, erkennt schnell, dass es hier eine andere Art Zuhause gefunden hat: Es gibt Raum und Zeit zum Denken, Geborgenheit und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Aber die Familie hat auch ein dunkles Geheimnis, das vielleicht erklärt, warum das Mädchen so herzlich angenommen wird. Am Ende des Sommers wird das Kind abrupt wieder zurückgeholt. Erwartet wird vom Vater genau die Tochter, die er abgegeben hat, aber die gibt es nicht mehr. Das Kind ist geliebt und bedingungslos angenommen worden, so etwas verändert einen Menschen für immer. Das kann nicht gutgehen - oder doch?
Claire Keegan erzählt diese kurze Geschichte aus der Sicht des Kindes, in einer ruhigen Sprache, die nichts Kindliches hat. Ein Buch voller Wärme - ein gutes Weihnachtsgeschenk!
Claire Keegan "Das dritte Licht", aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser, ISBN 978-3-96999-199-2, Steidl Verlag, EUR 20,-
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KLEINE DINGE WIE DIESE: Wir befinden uns in der Vorweihnachtszeit in den 1980er Jahren in einer irischen Provinzstadt. Der Kohlenhändler Bill Furlong hat eine Frau und fünf Töchter zu versorgen, die Zeiten sind hart, er arbeitet viel, aber er weiß, es hätte für ihn schlimmer kommen können, als unehelicher Sohn einer Dienstmagd. Er ist zufrieden, oft sogar glücklich, und doch hat er, gerade jetzt in der Adventszeit, das Gefühl, etwas müsste er anders machen. Eines Morgens ist er zu früh dran mit der Kohlenlieferung für das Nonnenkloster auf dem Hügel und macht eine furchtbare Entdeckung. In den folgenden Tagen stellt er fest, dass offenbar jeder in der Stadt weiß, was dort oben im Kloster geschieht, aber jeder hält den Mund, denn der Klerus hat die Gemeinde fest im Griff. Bill Furlong steht vor der schwersten Entscheidung seines Lebens: Soll er als Christ und mitfühlender Mensch handeln und damit wahrscheinlich seine Familie in Gefahr bringen?
Claire Keegan erzählt hier von den Magdalenen-Wäschereien der katholischen Kirche, ein dunkles Kapitel in der irischen Geschichte. Zahllose junge Mädchen wurden zu Opfern, aber mehr verrate ich nicht. Der Gewissenskonflikt, in den Bill Furlong gerät, ist von Claire Keegan so eindringlich gestaltet, dass ihr mitbangen sollt. Ja, dies ist eine Weihnachtsgeschichte - sie liegt gut unterm Weihnachtsbaum, bei wem auch immer.
Claire Keegan "Kleine Dinge wie diese", aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser, ISBN 978-3-96999-065-0, Steidl Verlag, EUR 20,-
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