Man hat unser tägliches Leben am letzten Wochenende von Hundert auf ungefähr Null Komma fünf heruntergefahren. Das kommt für viele von uns einer Vollbremsung gleich. Da stehen (sitzen) wir nun, schauen uns verwirrt um und fragen uns: Wo bin ich denn bloß gelandet? Diese merkwürdige Stille, kaum ein Mensch auf der Straße, die Regale im Supermarkt gähnend leer. Die Freunde nur zwei Kilometer weiter weg, aber wie auf einem anderen Planeten. Und die Enkel tun uns etwas Gutes, wenn sie uns nicht besuchen. Auf diese Weise ausgebremst, beginnen wir, im Eingeschränkten erstaunliche Möglichkeiten zu entdecken.
Aus unseren in Vorzeiten wahllos zusammengestellten Vorräten entwickeln wir notgedrungen kreative Gerichte. (Die getrocknete Mango von schuhlederartiger Konsistenz wanderte heute bei mir ins Gemüsecurry.) Wir entdecken die Bücher in unseren Regalen neu (Eduard von Keyserling "Wellen"! Nur mal so als Tipp), trinken miteinander virtuell vernetzt einen Tee und machen einen Abendspaziergang, der uns wichtig ist, weil er vielleicht in der nächsten Woche nicht mehr erlaubt ist. Wir entdecken den Minimalismus auf allen Gebieten - früher ein Modetrend, der uns faszinierte, aber wir schafften es einfach nicht, auf die schönen Überflüssigkeiten zu verzichten. Jetzt stellen wir fest: Minimalismus hat gar nichts zu tun mit Verzicht, sondern mit Erleichterung und Leichtigkeit.
Werden wir es schaffen, diese kreative Energie zu bewahren, wenn die Grenzen wieder offen, die Läden wieder gefüllt sind und die Versuchungen der Überflusswelt wieder um unsere Aufmerksamkeit werben?
Werden wir das schaffen?
"Die Welt ist im Retreat" betitelte ich - hier - meinen Post vor einer Woche. Ich sprach aus der Sicht meiner buddhistischen Praxis von der großen Chance, die diese Krise uns bietet, unser Leben dauerhaft zu verändern. Vor ein paar Tagen schickte mir ein Freund einen wichtigen Artikel des Zukunftsforschers Matthias Horx, der aus Sicht seiner eigenen Disziplin zu demselben Schluss kommt: "Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Diese Zeiten sind jetzt." Er bietet uns ein Denk-Experiment an: Schauen wir von der Zukunft aus zurück ins Heute, um zu staunen und zu fragen: Wie kam das alles, was wir jetzt - sagen wir, im September 2020 - sehen und erleben? Wie kam es zu dieser neuen, menschlicheren Welt, die wir möglicherweise vorfinden im September 2020?
Bitte lest diesen Artikel, hier (klick).
Vielleicht schaffen wir es ja wirklich.
Danke. Auch ich freue mich ( wie letzte Woche hier jemand schrieb) über jeden neuen Blogbeitrag
AntwortenLöschenDen Artikel von Herrn Horx habe ich auch zugeschickt bekommen und fand ihn sehr ermutigend.
Herzliche Grüße von Helga
Vielen Dank, da weiß ich doch, dass mein Blog einen Sinn hat. Liebe Grüße
LöschenHabe gerade mein erstes duftendes, glutenfreies Sauerteigbrot aus dem Ofen geholt ;-)...es gibt viele Gründe auch für Zuversicht, wie ich finde.Einen schönen Tag wünsche ich Dir, Taija
AntwortenLöschenWie wär's mit dem Rezept auf Deinem Blog? Guten Appetit!
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