Den ganzen November über nahm ich
online an einem Foto-Workshop bei einer kanadischen Fotografin teil. Jeden
Morgen bekamen wir eine E-Mail mit anspruchsvollen Fotoaufgaben; unsere Fotos
teilten wir abends in einer eigenen Gruppe auf Instagram. Die Natur in Südbaden
war aber offenbar in das Projekt nicht eingeweiht und schickte erst einmal ausgiebig Regen. Dann hüllte sie sich tagelang in
Nebel. Als endlich die Sonne herauskam, lag ich krank im Bett. Wir waren
eine internationale Gruppe, und täglich deprimierter betrachtete ich die Bilder
vom sonnenglitzernden Meer der Fotografin aus Florida und die vom funkelnden
Schnee der Kanadier. Und dachte: Was um alles in der Welt soll ich
fotografieren?
Das kennen wir doch: Wir haben
das Gefühl, unsere Umgebung biete uns nicht genug Anregung und suchen nach
neuem Inhalt. Wir sehnen uns nach Begegnungen mit interessanten Leuten, einem
neuen Partner, wollen uns nun doch einen Hund anschaffen oder wenigstens im Fernsehen
einen spannenden Film anschauen, der unsere innere Leere mit Bildern füllt. Das
Zen in seiner klaren Art lässt einen ja nie im Stich, und ich besann mich auf
die einfache Zen-Anweisung: WIE, nicht WAS. Ich schaute mir also den Nebel
genau an, spürte, wie er mich watteweich umgab, lauschte seiner großen Stille.
Ich verfolgte das sich verändernde Licht hinter dem Vorhang in meiner Wohnung.
Und fing das, was ich wahrnahm, in meinen Fotos ein.
... und dann haben mir auch noch die Tauben ein Geschenk auf den Balkon gelegt ...
Es gibt immer etwas zu entdecken. Wir müssen keine Leere füllen - wir brauchen nur unsere Sinne zu öffnen. Dann gibt es auch keine Langeweile mehr, keine Sehnsucht nach Mehr.Vielleicht in diesem Monat, der so übervoll ist an Geklingel und Geblinke und aufdringlichen Aufrufen zum Konsum, mal das Wie in den Vordergrund stellen?
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