Photo: Plum Village |
Als ich das erste Mal nach Plum Village kam, war ich
beeindruckt von den freundlichen und fröhlichen vietnamesischen Nonnen und
Mönchen. Das Zentrum war Anfang der 1990er Jahre alles andere als perfekt. Die
Klöster Upper und Lower Hamlet bestanden mehr oder weniger aus ein paar in
karger Landschaft stehenden verlassenen französischen Bauernhäuschen aus locker
zusammengefügten Steinen, im Winter notdürftig beheizt von alten Holzöfchen.
Weil die Abzüge nie funktionierten, war der Raum schnell voller Rauch. Ich
erinnere mich an ein paar provisorisch aufgestellte Toilettenwagen, die wenige
Duschen mit kaltem Wasser boten, und Plumpsklos, vor denen sich lange
Schlangen bildeten. An Nächte auf dünnen Schaumstoffmatratzen neben dem Eimer,
in den das Regenwasser durch das lecke Dach tropfte. Aber die Vietnamesen
strahlten, als hätten sie das große Los gezogen, und aus ihrer Sicht hatten sie
das auch. Als ein paar Europäer und Amerikaner sich über die hygienischen
Bedingungen beschwerten, empörte sich Sr. Chan Khong, die engste Mitarbeiterin
von Thay, mit den Worten: „Wir sind dankbar dafür, hier in Frieden leben zu
können, und sogar die Toiletten sind besser als in Vietnam auf dem Land.“
Vielleicht sollten wir mal dankbar sein für all das
Gute, das uns selbstverständlich ist, in unserem Land, in der Welt und im
persönlichen Leben.
Dies ist der etwas gekürzte Text meines
Frühjahrsbriefes 2019. Wer meine Jahreszeitenbriefe noch nicht hat und
bekommen möchte, schreibe eine Mail an info (at) margrit-irgang.de.
Er/sie erhält dann vier Mal im Jahr von mir Post.
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