Donnerstag, 21. März 2019

Plum Village, damals

Photo: Plum Village


Als ich das erste Mal nach Plum Village kam, war ich beeindruckt von den freundlichen und fröhlichen vietnamesischen Nonnen und Mönchen. Das Zentrum war Anfang der 1990er Jahre alles andere als perfekt. Die Klöster Upper und Lower Hamlet bestanden mehr oder weniger aus ein paar in karger Landschaft stehenden verlassenen französischen Bauernhäuschen aus locker zusammengefügten Steinen, im Winter notdürftig beheizt von alten Holzöfchen. Weil die Abzüge nie funktionierten, war der Raum schnell voller Rauch. Ich erinnere mich an ein paar provisorisch aufgestellte Toilettenwagen, die wenige Duschen mit kaltem Wasser boten, und Plumpsklos, vor denen  sich lange Schlangen bildeten. An Nächte auf dünnen Schaumstoffmatratzen neben dem Eimer, in den das Regenwasser durch das lecke Dach tropfte. Aber die Vietnamesen strahlten, als hätten sie das große Los gezogen, und aus ihrer Sicht hatten sie das auch. Als ein paar Europäer  und Amerikaner sich über die hygienischen Bedingungen beschwerten, empörte sich Sr. Chan Khong, die engste Mitarbeiterin von Thay, mit den Worten: „Wir sind dankbar dafür, hier in Frieden leben zu können, und sogar die Toiletten sind besser als in Vietnam auf dem Land.“

Vielleicht sollten wir mal dankbar sein für all das Gute, das uns selbstverständlich ist, in unserem Land, in der Welt und im persönlichen Leben.


Dies ist der etwas gekürzte Text meines Frühjahrsbriefes 2019. Wer meine Jahreszeitenbriefe noch nicht hat und bekommen  möchte, schreibe eine Mail an info (at) margrit-irgang.de. Er/sie erhält dann vier Mal im Jahr von mir Post. 


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