Dienstag, 14. Januar 2025

Es knospt

 

Am Wochenende hat die Gemeindeverwaltung die vor den Türen liegenden Weihnachtsbäume abgeholt. Auf dem Gehsteig sind kleine Zweige zurückgeblieben, an denen zwei Wochen lang Licht und Freude hing: Kerzen, Kugeln, Schleifen, Süßigkeiten. Das Fest, das voller Gesang und Glocken war, verabschiedet sich mit dem Klang des Knirschens meiner Schuhe auf trockenen Nadeln.

Die Zeit der Kälte und Stille ist da. Auf den Feldern liegen noch ein paar Kürbisse und Maiskolben, die nicht schnell genug geerntet wurden und jetzt in der Faust des Frosts sind. Er wird sie so schnell nicht mehr hergeben, aber wer wollte sie überhaupt noch essen. Die Dachpfannen und Gartenzäune sind weiß, ohne beschneit zu sein. Nicht flockig und pulvrig weiß, sondern froststarr weiß. Auf den Straßen hin und wieder ein paar dick vermummte Menschen, die an den Leinen ihrer Hunde zerren in der Hoffnung, das Tier möge sich ihrer erbarmen und zurück ins warme Haus streben.

Aber - schau mal: Die Büsche und Bäume tragen den Frühling in fest verschlossenen kleinen Paketen. Schatzkästchen, in denen sie ihre Kräfte und Säfte sammeln, und irgendwann Ende Februar oder Anfang März werden die Kästchen so prall voll sein, dass sie von selbst aufplatzen. 

Wir frieren, es ist kalt, die Feste sind vorbei, die Plätzchen sind aufgegessen. Öde Zeit. Aber in uns sammelt sich still und leise die Kraft an, die uns durch den Rest des Jahres tragen wird. Wir dürfen sie nur nicht beim Wachsen stören.

Es ist ganz einfach, es geht so: 



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