Engelspielstraße
Streit und Fluchen verboten
Anflieger frei
"Dies ist meine liebste Meditationsübung, für die ich kein Zafu brauche, keine Glocken, keinen Zendo: Ich praktiziere, mit jedem Schritt in der Gegenwart anzukommen. Aus dem japanischen Zen habe ich die Frage aller spirituellen Fragen mitgebracht, und die stelle ich nun mir selbst, während ich mit weit geöffneten Sinnestoren gehe: Wer ist es, die geht? Wer ist es, die sieht? Oder, was ich stimmiger finde: Was geht? Was sieht?
Dann beginnt vielleicht ein Vogel zu trillern, und der Klang läuft in Wellen durch meinen Körper, bringt alle Zellen ins Schwingen. Ich weiß einen Moment lang nicht, ob der Vogel auf dem Baum sitzt oder nicht vielleicht doch in mir: an einem Ort, den ich bisher nicht kennengelernt habe, der aber ein guter Ort ist für einen Vogel. Wenn die Sinnestore weit offen stehen, gibt es keine Grenze mehr zwischen innen und außen, zwischen „mir“ und „dir“. Wir Meditierende müssen uns ja oft den Vorwurf anhören, Nabelschau zu betreiben und unsozial zu sein. Aber was könnte sozialer sein als die gelebte Erfahrung der Allverbundenheit, für die Thich Nhat Hanh den Begriff „Intersein“ geprägt hat?"
Ausschnitt aus meinem Beitrag "Sehen, was die Erde uns schenkt" in der Ursache\Wirkung 121. Ganzen Essay lesen hier (klick).
"Let's talk why" ist ein neuer Podcast, inspiriert und moderiert von zwei Musiker-Freunden von mir, Alessandro Limentani und Christoph Engel. Die beiden sprechen in sechs Doppel-Folgen mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen über ihre Leidenschaft für das, was sie tun. In diesem Teaser stellen sie sich selbst vor, und Christoph findet für ihre Motivation einen Satz, der für Künstler aller Gattungen zutrifft: Sie möchten aus ihrer "Komfortzone ausbrechen und aus dem Nichts etwas Neues erschaffen".
Ich durfte im Sommer die Pilotfolge hören und als Rundfunk-Fachfrau ein paar Anmerkungen dazu machen. Nun ist das erste Interview in zwei Folgen online. Ich finde sie sehr gelungen. Denn dies ist nicht einer der zahllosen Podcasts, in dem Menschen ziellos herumplaudern. Wir dürfen hier Menschen beim Denken zuhören in Gesprächen, die in die Tiefe gehen. Da darf es zu meiner Freude auch mal Pausen geben. (Mein geschätzter Arbeitgeber SWR würde sie sofort rausschneiden. Der Alltags-Hörer ist ständige Berieselung gewohnt. Pause ist für ihn Sendestörung, da schaltet er um zur Konkurrenz.).
Gast der ersten beiden Folgen ist der Pianist und Professor für Liedgestaltung Matthias Alteheld, einer der früheren Lehrer von Alessandro. Drei professionelle klassische Musiker loten die Feinheiten ihrer jeweiligen Metiers aus. Was ist der Unterschied zwischen Gefühl und Empfindung? Warum müssen Pianist und Sänger gemeinsam atmen, und was können Nicht-Künstler von Künstlern lernen? In diesem Gespräch lernen sie eine Menge. Und weil ein Künstler mehr braucht als technisches Können, trägt das Interview den Titel "Musik und Herzensbildung".
Jeden Donnerstag wird eine neue Folge freigeschaltet. Nehmt euch einen Tee, setzt euch in den bequemsten Sessel und hört zu. Es lohnt sich.
Auch auf Spotify hier (klick)