Montag, 21. März 2022

"Aussichtslos"?

 

Vor ein paar Tagen las ich die Bemerkung eines sogenannten "Militär-Experten", die Verhandlungen zwischen den Ukrainern und Russen seien "von Anfang an aussichtslos" gewesen. Nun ist die Welt ja ein Bilderbuch, in dem uns alles gezeigt wird, was wir wissen müssen. Wir schauen nur nicht genau hin, und wenn wir es zufällig doch mal tun, weil wir gerade versehentlich vom Handy aufgeblickt haben, kapieren wir nicht, dass uns da eine Lektion erteilt wird. Als ich im letzten Herbst im Nachbarort mit der Kamera unterwegs war, wurde mir klar, in welchem Zustand unser Geist ist, wenn wir davon sprechen, dass eine Situation aussichtslos sei. Die "Aussicht", sagt der Duden, wurde als "Blick nach draußen" in der Gartenkunst des 17. Jahrhunderts verwendet. Damals haben die Gartenkünstler wuchernde Hecken und Bäume gnadenlos gestutzt, damit der Blick ins Weite gehen konnte.  

 



Befürchtungen und Erwartungen von Unglück aller Art sind schnellwüchsige Pflanzen, und wir düngen sie auch noch, indem wir unablässig über sie nachgrübeln. Das ist, als würden wir in unserem Garten einen zufällig herangewehten Samen des Riesenbärenklaus mit Kompost päppeln und uns nach wenigen Monaten fassungslos fragen, warum er unsere schönen Rosensträucher erstickt hat. Wenn uns also eine Situation in unserem Leben aussichtslos erscheint, müssen wir unseren Geist von dem Gedankengestrüpp befreien, das uns die Aussicht nimmt. 

Wir erklären unseren Geist zur befürchtungsfreien Zone. Sobald ein scheinbar harmloser kleiner Gedanke sich meldet, der uns die schlimmstmögliche Wendung der Situation unterjubeln will, weisen wir ihn energisch zurück. Gedanken wollen unsere unbedingte Aufmerksamkeit, das macht sie groß und stark. Wenn wir sie nicht beachten, hungern sie aus. 

Unser Geist ist ein großes, weites, lichterfülltes Land mit Aussicht. In dem jederzeit alles möglich werden kann. Man muss es nur klug kultivieren.


3 Kommentare:

  1. Liebe Margit, vor einer halben Stunde ein Gespräch mit dem Nachbarn...
    Gestrüpp, Stauden gehören gekürzt. Mein Mann und Er sind sich einig, was da so Alles weggehört.
    Unter anderem eine "Hollerstauern"(Salzkammergut) . Mir ist schrecklich leid um sie. Aber sie nimmt Licht und macht "Mist".
    Ich bin im Zwiespalt. Das gerade Dein Text daherkommt ist wohl kein Zufall.

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  2. Liebe Margrit, ein gutes Bild! Man schaut dann immer nur auf das bekannte Gestrüpp aus Sorgen und Befürchtungen.

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  3. Sicht und Licht haben miteinander zu tun. Es ist Arbeit, mit lichtem Blick auf die Welt zu schauen - vielen Dank für den Riesenbärenklau und die Fotos! Gerade sind solche Hinweise sehr unterstützend für mich. Liebe Grüße!

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