Freitag, 28. Januar 2022

Warten

 ... wobleibtsiedennwobleibtsiedennwobleibtsiedenn ...


Die Zeit ist mal wieder in der Warteschleife hängengeblieben. Dort vergeht sie einfach nicht. Es ist zum Verrücktwerden. Die Ampel ist Rot, bleibt Rot, wird immer roter. Der Freund kommt nicht, kommt nicht, wird nie kommen. Das Frauchen steht an der Metzgertheke, steht wie angenagelt, steht, steht. Die Zeit hängt fest, bewegt sich nicht, und wir mit ihr: hängengeblieben für immer und ewig im Zeitloch.

Wo bleibt das Ampelgrün? Wo bleibt der Freund? Wo bleibt die Wurst?

Warten heißt: Ich verpasse mal wieder den Augenblick. Das Ruhen in meinem angenehm temperierten Auto vor der Ampel, diesen Moment der wunderbaren Ereignislosigkeit, in dem ich weder kuppeln noch schalten muss, sondern müßig und gelassen aus dem Fenster schaue (schönen Mantel hat die Passantin da drüben an, und ach, die ersten Knospen springen an den Alleebäumen auf). 

Die Minuten der Stille und des Alleinseins, die mich mit Kraft versorgen, bevor die Türklingel ertönt und der sehr liebe, aber doch etwas anstrengende Mensch auf der Matte steht und mich mit seinen Neuigkeiten überfällt.

Die aufregend neue Straßenecke, das warme Pflaster unter dem Po, diese fantastischen Gerüche aus den verführerisch geöffneten Ladentüren in der Stadt, ganz anders als zuhause auf dem Land, und die Sonne auf dem Fell, die warme Sonne.  

Ich schlage vor, das Wort "warten" aus unserem Wortschatz zu streichen und es durch "sein" zu ersetzen.


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