Samstag, 3. Juli 2021

Wer bin ich JETZT?

 

Ich glaube, es ist Zeit für ein Innehalten und Nachspüren. Jetzt, wo doch fast "alles wieder möglich ist". Wo man "endlich" wieder nach Mallorca fahren, in die Fußball-Stadien rennen und sich mit der so lange vermissten Kultur vollsaugen kann.

Es fühlt sich ein wenig an wie "früher", wenn wir die allgegenwärtigen Maskengesichter ignorieren (haben uns ohnehin an die gewöhnt). Aber es ist eben nicht "früher". 

Halten wir doch bitte einfach mal inne und lauschen wir in uns hinein. Wir wurden fast eineinhalb Jahre mit ständig neuen Hiobsbotschaften gefüttert, wurden in immer neue Beschränkungen gezwungen, haben uns so gut es geht informiert aus hoffentlich seriösen und neutralen Quellen (die leider schwer zu finden waren), haben uns mehr oder weniger gefügt, waren mehr oder weniger geduldig. Das alles hat etwas mit uns gemacht, und wir brauchen Zeit und Ruhe, um herauszufinden, was es mit uns gemacht hat. Mit jeder und jedem Einzelnen. Keine und keiner von uns ist noch genau die Person, die an einem Wochenende im Februar 2020 - zufällig und leider verhängnisvollerweise war es das Faschings-Wochenende - zum ersten Mal das Wort Corona gehört hat.

Wir sind ja immer Gewordene und Werdende zugleich. Warum fragen wir uns nicht: Wer bin ich geworden in dieser außergewöhnlichen Zeit? Ist diese Person, die ich "Ich" nenne, wirklich noch die, die sie war im Februar 2020? Hat dieses Ich noch dieselben Bedürfnisse wie damals (Reisen in den Süden, Kino, Fußballspiel, Restaurantbesuche, Parties)? Oder haben sich in der Ruhe und relativen Stille der letzten Monate neue Prioritäten geformt, ganz leise? Die, wenn ich sie nicht erforsche, unbemerkt versinken werden, weil ich einfach so weitermache wie früher. Weil ich mein neues Ich und meinen veränderten Geist nicht kennenlernen will. Es soll ja endlich wieder die Sicherheit des Schon-immer-Dagewesenen herrschen. 

So gehen wichtige Momente vorüber, so werden Chancen vergeben: Möglichkeiten der Kreativität, der Entdeckung von Neuem, vielleicht Herausforderndem, vielleicht Erfüllendem.

Bitte einfach mal fragen. Ohne Urteil und Erwartung. Neugierig auf alles, was sich als Antwort zeigt. Die vielleicht überraschend ist und deshalb verunsichernd: Wer bin ich JETZT? Jede Antwort ist "richtig", keine ist "falsch". 

Es ist Zeit für ein Innehalten auf der Schwelle zu einer anderen Freiheit, die nicht dieselbe sein wird wie die alte. 


1 Kommentar:

  1. Wirklich, das sind weise Worte....Ich nehme sie mir zu Herzen und gehe der Sache nach.
    Im Stillen stelle ich mir die Frage: Wer bin ich JETZT?
    Allein durch die Frage wird mir klar: "Ich habe mich verändert.

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