Donnerstag, 24. Dezember 2020

Ein beglückendes Weihnachtsfest

 

Vielleicht könnt ihr an diesem besonderen Weihnachtsfest erfahren, wie beglückend Stille und Einfachheit sind. Und wenn ihr alleine feiert, aus den zeitbedingt bekannten Gründen, entdeckt ihr vielleicht, dass Alleinsein nicht dasselbe ist wie Einsamkeit. 

Mein Ritual am Heiligen Abend ist seit Jahrzehnten - auch wenn ich irgendwo als Gast erwartet werde -, bei Einbruch der Dämmerung durch die Straßen meines Viertels zu gehen und mir die Lichter in den Gärten und Häusern anzusehen. Ich sehe Menschen, die Kerzen am Baum entzünden, in einer Küche steht ein Mann mit Schürze im Dampf, der aus einem Topf steigt, zwei Kinder drücken ihre Nasen an die mit Papiersternen geschmückte Scheibe ihres Zimmers. Und ich sitze mit unter jedem Baum, rühre im Topf und warte gespannt mit den Kindern auf die Bescherung. 

Ich gehöre dazu. Zu allem und zu allen. Das Wissen um die All-Verbundenheit ist immer da, aber erst jetzt, in der Stille und scheinbaren Leere dieser besonderen Nacht, die tatsächlich höchste Fülle ist, kann ich meinen Geist weit öffnen. Für eine halbe Stunde brauche ich die schützende Haut, die ich mir im Alltag überstreifen muss, nicht mehr. Nie bin ich weniger allein als am Heiligen Abend um fünf Uhr, auf den Straßen meiner Stadt.

Mit Yo-Yo Ma und Alison Krauss und dem alten irischen Wexford Carol wünsche ich euch stille und beglückende Weihnachtstage.


3 Kommentare:

  1. Das wünsche ich Dir auch von Herzen.

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  2. Von außen durch das Fenster den Weihnachtsvorbereitungen anderer zuzusehen, das klingt doch einsam, war mein erster Gedanke. So eine Aussage gerade jetzt während der Pandemie, in der viele keinen oder nur sehr wenig Kontakte zu anderen haben und diesen Kontakt schmerzlich vermissen? Erst dann wurde mir klar, es geht in deinem Ritual um Verbundenheit; alles ist miteinander verbunden. Wie schön gerade dies an Weihnachten zu betonen. Nicht nur die christliche Religion weist mit der Nächstenliebe auf sie hin, sondern alle spirituellen Traditionen. Und vergessen wir nicht die Chemie, denn dank der Photosynthese produzieren Pflanzen Sauerstoff, den wir zum Atmen brauchen. Aber die Sauerstoffversorgung, das Atmen fällt den Coronakranken sehr schwer. Und wie können wir unsere Verbundenheit mit ihnen besser ausdrücken, als gemeinsam mit ihnen zu atmen. Als ob wir an ihrem Bett säßen und sie zum Leben ermutigen: einatmen – ausatmen.
    Bis zum nächsten Jahr, Simon

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