Donnerstag, 3. Mai 2018

Esther Kinsky "Am Fluß"


Für ihr Buch "Hain" hat sie kürzlich den Preis der Leipziger Buchmesse bekommen. Ich aber empfehle bewusst hier das großartige Buch "Am Fluß", auch dies ein "Gelände-Roman", wie Esther Kinsky ihr Buch "Hain" bezeichnet. Eine Ich-Erzählerin zieht nach einer zerbrochenen Beziehung in einen ärmlichen Randbezirk von London. Dort lebt sie zwischen orthodoxen Juden, osteuropäischen Händlern, Afrikanern und Menschen, die, wie sie selbst, nicht zur bürgerlichen Gesellschaft gehören. In langen Spaziergängen erschließt sie sich die Gegend, folgt vor allem dem River Lea und erinnert sich an andere Flüsse in anderen Ländern, an denen sie gelebt hat.

Warnung: Wer Geschichten liebt mit viel Personal und Spannung und einer eindeutigen Handlung, wird das Buch nach wenigen Seiten weglegen. Aber wenn Sie der Meinung sind, Literatur entstehe aus der Sprache und nicht aus einem "Thema", dann ist das Ihr Buch. Die Sprachbilder von Esther Kinsky sind ungewöhnlich und doch höchst präzise. Genau so hängt das Geräusch fahrender altmodischer Vorort-Bähnchen in der Luft: " ... wie ausgeschnittene Girlanden müder Hammerschläge auf sehr trockenes Holz, so zitterte dieses Klackern der kleinen Züge am Rand der Dreiecksinsel, manchmal nahm der Wind eine solche Girlande und zog sie über dem stillen Gelände hin und her."

Ich habe das Buch ganz langsam gelesen, oft nur drei Seiten pro Tag. Dann habe ich es zugeklappt und mich auf den nächsten Tag gefreut, an dem ich es wieder aufschlagen kann. Mit anderen Worten: Die Ausgabe lohnt sich.

Esther Kinsky "Am Fluß", Matthes & Seitz, Berlin, 387 Seiten, ISBN 978-3-95757-056-7

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