Zbigniew Herbert (1924 - 1998) war einer der großen Dichter Polens. Seine Gedichte waren aus politischen Gründen unerwünscht - also ließ er sie 15 Jahre in der Schublade ruhen. In dieser Zeit müssen sie gereift sein. In äußerst präzisen Bildern erzählt er von Schmerz und seltenem Glück; die Empörung über politischen Druck und soziale Ungerechtigkeit brachten ihn in den Verdacht, ein "politischer Dichter" zu sein. Dazu sagte er das Einzige, was ein Dichter sagen kann:
"In Polen betrachten wir den Dichter als Propheten; er bildet nicht einfach die Realität ab. Der Dichter drückt die tiefsten Gefühle der Menschen aus. Die Sprache der Poesie ist eine andere als die der Politik. Poesie lebt länger als jede politische Krise. Der Dichter überblickt ein weites Gebiet und eine sehr lange Zeitspanne. Ein Partisan ist er nur, weil er ein Partisan der Wahrheit ist. Er äußert Zweifel und Unsicherheiten und stellt alles in Frage."
In meinem Lieblingsbuch von ihm "Herr Cogito" steht ein kurzes Prosastück über Katzen: "Sie kann beliebig sein - nur eben Katze - eine unverstandene Seele, keine, die über den Wassern in Nebelschwaden schwebt, sondern eine, die auf Pfaden der einsamen Weisen auf ihren vier weichen Tatzen wandelt."
Aber seine Gedichte sind sein Hauptwerk. Hier wird in poetischen Bildern gedacht, Denken und Dichten sind auf wunderbare Weise eins geworden: Gedanken gehn durch den Kopf / meint eine Redensart / die Redensart überschätzt / den Gedankenverkehr / die meisten / stehn reglos / mitten der öden Landschaft / der grauen Hügel / und dürren Bäume ...
Die Übersetzung des großen Übersetzers aus dem Polnischen Karl Dedecius erscheint mir makellos, obwohl ich nicht Polnisch spreche: Jeder Satz muss auch im Original, da bin ich sicher, genau so klingen.
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