Donnerstag, 9. Juni 2022

Der Geschmack des Lebens

 

Es gibt ja Menschen, die sich mit Begeisterung bei Fernseh-Trillern gruseln. Ich habe da einen anderen Favoriten, den ich während des Lockdowns entdeckt habe: die Kochshow "Die Küchenschlacht" in der Mediathek des ZDF. Mit entgeisterter Faszination schaue ich mir an, wie dort so richtig aus dem Vollen geschöpft wird. Entrecôte und Rindersteaks, Garnelen und Maibock. Ein Tag ist der vegetarischen Küche gewidmet, der stürzt die Kandidaten zumeist in Ratlosigkeit. Die Juroren rufen grundsätzlich: "Da fehlt Salz!" (jeder Arzt sagt uns, dass wir sparsam salzen sollen), und alles schwimmt in Fett. In einem Kartoffelstampf für zwei Personen wurde neben Milch ein halbes Pfund Butter verarbeitet! Und wie wird da mit LEBENS-Mitteln umgegangen? Weil die Kandidaten Zutaten für zwei Personen bekommen, aber aus Zeitgründen oft nur eine Portion zubereiten, liegen die nicht verarbeiteten Hühnerbrüstchen und der kostbare Rotbarsch mindestens eine Stunde unter den heißen Scheinwerfern im Studio. Was danach mit ihnen passiert, kann man sich vorstellen.

Warum ich das trotzdem immer wieder mal anschaue? Die Jurorinnen und Moderatoren, alles sogenannte Spitzen-Köche und -Köchinnen, geben nebenbei wirklich hilfreiche Küchen-Tipps. Wahrscheinlich war diese Show der Grund, weshalb ich - als mich die Redaktion der Ursache\Wirkung um einen Beitrag zum Thema "Lebendiger Buddhismus" bat - etwas über das Kochen schrieb.

"Ich habe einen kleinen Tempel in meiner Wohnung. In ihm stehen ein Herd, ein Kühlschrank, eine Spüle. Für eine Statue ist kein Platz. Ich muss Buddha in meinem Herz-Geist mitbringen. Gegen elf Uhr halte ich vor der Arbeitsfläche inne, atme dreimal bewusst ein und aus, und mein Retreat beginnt: Ich koche ein Mittagessen."

Was aber hat das Kochen mit dem Buddhismus zu tun?

"Ihr sollt eine Gesinnung in euch tragen, welche die Lehre des Buddha auf die letzten Teilchen des Lebens überträgt und selbst aus Grünzeug Tempel baut."

Das sagt Dogen Zenji, der im 13. Jahrhundert seine "Anleitungen für den Koch" schrieb. Denn in einem Zen-Kloster ist der Tenzo, der Koch oder die Köchin, die zweitwichtigste Person neben dem Abt. Und dass es bei Dogen nicht um den richtigen Garpunkt für ein Rindersteak geht, ist wohl klar. 

Der Beitrag, bei dem sich niemand gruseln muss, wenn er oder sie nicht will, steht jetzt in ganzer Länge online: Hier (klick) kann man ihn lesen.

 

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