Dies entdeckte ich zwischen den Bodenplatten meines Balkons, dort, wo der Regen nicht hinkommt. Ich schaute mir das Gewächs an und fragte mich, was das gewesen war. Im nächsten Moment bemerkte ich beschämt, was ich da gedacht hatte. Ich hatte fraglos angenommen, dass diese namenlose Pflanze als verdorrte nicht mehr existierte. Ihre Blüh-Zeit war abgelaufen, also gab es sie für mich nicht mehr. Aber sie ist hier, zwischen meinen Bodenplatten, zart und zerbrechlich, eine pergamentene Schönheit, von der ich den botanischen Namen nicht weiß und jetzt auch nicht mehr wissen will.
Wie für uns Ältere empfohlen, kaufe ich zu ruhigen Zeiten im Supermarkt ein, so zwischen zwei und drei. Dann kommen die alten Damen und Herren aus dem benachbarten, sehr feinen Seniorenheim, und schieben ihre Rollatoren durch die Gänge. Seit ich mein unbekanntes Gewächs hüte, indem ich es vor den gelegentlichen Frühlingsorkanen mit einem großen Blumentopf schütze, schaue ich den Damen und Herren in die Gesichter. Ich sehe Zartes und Zerbrechliches und manchmal eine durchsichtige Schönheit, die nur entsteht, wenn die Blüh-Zeit zuende ist.
Manchmal schaue ich in den Spiegel und frage mich, ob mein Gesicht in zehn Jahren eine solch fragile Schönheit haben wird wie meine unbekannte Pflanze. Vielleicht muss man voll und ganz geblüht haben, um solch ein Pergament zu erschaffen. Und ich weiß nicht, ob ich das für mich in Anspruch nehmen kann.
Wir werden sehen.
Was für ein wunderschönes Foto. Ich bin so tief berührt von der Pflanze, von deiner Wertschätzung und deinen Gedanken dazu.
AntwortenLöschenIch bin absolut überzeugt, dass du auf jeden Fall ein ganz besonders schönes Exemplar verblühter Schönheit und dadurch neu gewonnener Schönheit sein wirst.
mit lieben Grüße von Ellen