Freitag, 18. Dezember 2020

Die Ein- und Zweisamen

 

 

Man sieht sie jetzt überall, die Ein- und Zweisamen, aus ihren vertrauten Gruppen gepflückt von einer Pandemie und der Verordnung der Landesregierung. Einige wirken, als würden sie gerade erst aufwachen, sie blicken sich verstohlen um. So viel Wald war in ihrem Leben noch nie. Seit Jahren marschieren sie hier stramm mit ihren Wander-Kameraden hindurch, aber jetzt ist da auf einmal alles voller Holz und Moos, das sie nie bemerkt haben, und dann so ein Licht. So ein schräg einfallendes Licht, das direkt aus dem Geheimnis zu kommen scheint. Sie sind sich nicht sicher, ob sie Geheimnisse mögen, zumal solche, die in fremder Gegend lauern. Und sie sind mit dem Geheimnis allein, höchstens zu zweit, was sich aber auch sehr allein anfühlen kann.

Einige Einzelne haben sich einen Hund mitgebracht. Ein Hund ist gerade in dieser Zeit und gerade an diesem Ort enorm tröstlich. Hin und wieder gibt so ein Hund Laut, das ist seine Aufgabe, das soll und muss er tun, und der Einzelne fühlt sich gleich vor dem drohenden Überfall des Geheimnisses gut beschützt. Denn es ist ja so still hier (wo sind die Vögel? Sollten hier nicht Vögel sein?). 

Aber es riecht so gut. Es atmet sich so leicht. Der Boden federt unter den Schritten. Heute Nacht wird man gut schlafen können, seit Langem wieder einmal richtig gut schlafen. Man könnte wiederkommen, es ist ja sonst nichts los. 

Warum sollte man nicht morgen wiederkommen.


3 Kommentare:

  1. Ja genau. Morgen wieder zu kommen ... das könnte den Einsamen und Zweisamen womöglich einfallen?! Es war ja so wohltuend dort... im Wald...

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  2. Gerade fiel mir ein schöner Post vom letzten Jahr ein... Weihnachten ganz still und einfach... davon passt ja vieles. Im Kino zugehen, kann keinem mehr einfallen - die Familien haben noch mehr Zeit zu Hause zu streiten und sich auf die Nerven zu gehen. Oft denke ich, dass dieses Fest plötzlich nur heideidei..im Rosa Licht gesehen wird. Wieviel Zank und Streit es oft in vielen Familien gibt... davon kein Wort mehr!
    Machen wir es und still und einfach!
    Sehr lieben Gruß von Ellen

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    1. Ich denke mit Grauen an die Heiligen Abende in meiner Kindheit, an denen der ganze nie ausgedrückte Schmerz meiner Mutter beim Anblick von brennenden Kerzen und Klingeling hochkam. Seitdem ist mein Weihnachten ganz bewusst "still und einfach". Hab es warm und schön und iss was Feines.

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