Am rechten Bühnenrand steht ein Mönch und meditiert. Er wird dort eineinhalb Stunden bewegungslos stehenbleiben, während langsam goldener Reis auf ihn hernieder rieselt. Reis auch auf dem Bühnenboden. Männer und Frauen waten durch die Körner, gestützt auf riesige knotige Äste, an deren Enden Glöckchen hängen. Der Reis wird zum Fluss, der Fluss wird zur Zeit, ständig sich verändernd und doch immer gleich. Einmal geht ein tropischer Regenschauer aus Reis hernieder, es prasselt, die Tropfen springen, die Menschen tanzen im Regen. Um die Füße des Mönchs sammelt sich langsam der Reis wie in einer Sanduhr. Die Zeit rieselt weiter, doch der Mönch ist jenseits von ihr. Er verweilt am Ort des Nicht-Denkens und Nicht-Reagierens.
Entfesselte Bravorufe, stehende Ovationen. Auf der Bühne verbeugt sich der taiwanesische Choreograf Lin Hwai-Min, ein kleiner, ganz großer Künstler.
Ich durfte Lin Hwai-Min und seine wunderbare Kompanie erleben, im Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau bei Dresden. Eines meiner großen Theater-Erlebnisse.
Die DVD der Produktion gibt es zum Beispiel bei amazon.
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