Sonntag, 16. November 2025

Die Problem-Sammlerin


 

Es gibt Menschen, die Tiffany-Lampen und Gemälde sammeln. Ich sammle auch, aber mein Sammel-Gebiet ist banal, und neue Stücke für meine Sammlung finde ich an jeder Straßenecke.

Ich sammle Probleme.

Um sie zu ordnen, habe ich sie in Kategorien unterteilt. Sehr umfangreich ist die Kategorie "Wesen". Es begann mit dem "Problem-Bär Bruno", ihr erinnert euch? Im Mai 2006 tauchte zum ersten Mal seit 170 Jahren wieder ein Braunbär in Bayern auf. Große Aufregung. Er wurde sogar in der Nähe von Siedlungen gesichtet und nahm in Grainau einen Hühnerstall auseinander. Als "Problem-Bär" beherrschte er wochenlang die Schlagzeilen, bis er auf Weisung des bayerischen Umwelt-Ministeriums erschossen wurde.

In Freiburg gibt es den Mundenhof, ein hübsches Tiergehege mit Dromedaren, Affen und allerlei Kleintier. Dort tauchte vor ein paar Monaten ein "Problem-Bussard" auf. Er stürzte sich immer wieder auf Mitarbeiter, die in den Gehegen und an den Futterstellen arbeiteten, sodass sie sich mit aufgespannten Regenschirmen schützen mussten. Er wurde eingefangen und in die Greifvogelwarte nach Rösrath gebracht. Der lapidare Kommentar aus Rösrath: "Er war sehr hungrig."

Den meisten Platz in meiner Abteilung "Wesen" nehmen die "Problem-Kinder" ein. Sie schaffen es einfach nicht, Mami und Papi glücklich zu machen. Irgendwie sind sie immer falsch. Wahlweise zu laut oder zu leise, zu unruhig oder zu still, zu wenig hübsch/ehrgeizig/erfolgreich/liebenswert. Autoritätspersonen arbeiten sich reihenweise an ihnen ab und kriegen sie einfach nicht hin. Ich kenne mich aus. Meine Mutter musste sich leider öfter aufregen mit den Worten: "Siehst du, jetzt hast du es wieder geschafft, mich wütend zu machen!" 

Wenn ich meine Kategorie "Wesen" so anschaue, frage ich mich: Haben die nicht im Grunde alle Hunger? Die wollen gefüttert werden, aber niemand gibt ihnen, was sie brauchen: Hühner, Mäuse, Inspirationen, anregende Lektüre, Anerkennung, ein Familienleben voller Freude. All diese Wesen werden nicht artgerecht gehalten, nicht aufmerksam beobachtet, nicht in ihren Bedürfnissen erkannt. 

Gestern kam ein "Problem-Hund" in meine Sammlung. Sie wächst.



Dann gibt es die Abteilung "Dinge". Ein Freund von mir hat einen "Problem-Computer". Er hat irgendwann eine Tasse heißen Kaffee auf die Tastatur gekippt, und das hat dem Computer nicht gefallen. Jetzt ist er - der Computer - in Abständen beleidigt und will nicht mehr so recht. Der Freund flucht dann und hämmert auf dem Keyboard herum und findet, dass das Modell nichts taugt.

Mein neuestes Lieblings-Stück in der Abteilung ist der "Problem-Pfeil von Bad Säckingen" (Zitat Badische Zeitung). Da hat eine Ampel einen grünen Rechts-Abbieger-Pfeil, der den Rechtsabbiegern erlaubt, eben rechts abzubiegen, während die Geradeausfahrer und Linksabbieger ihnen verärgert hinterherschauen müssen, weil sie selbst noch Rot haben. Nun liegt Bad Säckingen an der Schweizer Grenze. In dem kleinen Ort kaufen viele Schweizer ein, weil es in Deutschland billiger ist, was der Gemeinde ganz hübsche Einnahmen beschert. Den Schweizern aber, lese ich in der Zeitung, sei der Pfeil unbekannt, weshalb es immer wieder zu ärgerlichen Staus gekommen sei. Nun wurde "der Problem-Pfeil nach heftigen emotionalen Diskussionen" (Zitat) abgebaut. 

Es ein Kreuz mit den Dingen. Sie schaffen es einfach immer wieder, uns wütend zu machen. 

Wollt ihr meine Sammlung vergrößern? Schreibt gern in die Kommentare, wenn ihr ein Problem hinzufügen wollt. Ich freue mich über jedes.

**

Wenn Dir/Ihnen dieser Beitrag gefällt, freue ich mich über eine Spende (klick).


0 Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden Ihres Kommentars bestätigen Sie, dass Sie meine Datenschutzerklärung (aufrufbar am Ende dieser Seite) sowie die Datenschutzerklärung von Google unter https://policies.google.com/privacy?hl=de gelesen und akzeptiert haben. Sie können Nachfolgekommentare gem. Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO durch Setzen des Häkchens rechts unter dem Kommentarfeld abonnieren. Google informiert Sie dann mit dem Hinweis auf Ihre Widerrufsmöglichkeiten durch eine Mail an die Adresse, die Sie angegeben haben. Wenn Sie das Häkchen entfernen, wird das Abonnement gelöscht und Ihnen eine entsprechende Nachricht übersandt. Sie können Ihren eigenen Kommentar jederzeit selber wieder löschen oder durch mich entfernen lassen.