Mittwoch, 4. Oktober 2023

Der Alltag als Meditationsraum


"Wenn der Alltag zum Meditationsraum wird, erfährt der Begriff „Meditation“ eine ungeahnte Erweiterung. Während wir in einem Zen-Retreat tagelang auf eine weiße Wand schauen, sprüht im Alltags-Zendo das Leben. Ständig kreuzen andere Menschen in unserem Wahrnehmungsbereich auf, mit ihren eigenen Absichten und Ansichten. Der Sohn weigert sich, sein Zimmer aufzuräumen; wir suchen nach einem Kompromiss, der für alle Beteiligten nervenschonend ist. Die Katze maunzt vor dem Fressnapf, wir füllen Futter ein. Jemand hat eine Delle in unser Auto gefahren und ist geflüchtet; wir rufen die Werkstatt an. In der formalen Schulung haben wir gehört und vielleicht erfahren, dass es keine Trennung gibt zwischen „mir“ und „den anderen“, zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien. In unserem ganz gewöhnlichen Leben mit seinen täglich vierundzwanzig Stunden voller Herausforderungen bleibt die „wechselseitige Durchdringung alles Seienden“ garantiert kein Konzept mehr. Unser stets auf seinen Vorteil bedachtes empfindliches Ego mit seinen Wünschen wird mit den Wünschen aller anderen Menschen konfrontiert und muss lernen, zurückzustecken. Wir können uns aus dem Leben nicht heraushalten, wir sind mittendrin im Geschehen und erfahren mit Herz und Geist in aller Deutlichkeit, was „Intersein“ bedeutet. Eine solch hervorragende Schulung bietet selbst das beste Meditationshaus nicht, und kostenlos ist sie auch."

Ein Auszug aus meinem Beitrag in der Ursache\Wirkung Nr. 117 "Meditation". Hier (klick) ist er zu lesen.


1 Kommentar:

  1. So geht es mir bzw. so empfinde ich es auch. Erst seid kurzem weiß ich, dass es eine Form des Meditierens ist, dieses gerne Alleinsein, dieses Nachdenken, Nachsinnieren. Ich bin gerne allein mehr noch ich brauche diese Allein-Zeiten, sonst fehlt mir etwas.

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