Denn ich bin ja frei. Spirituell ohnehin, aber auch konkret. Frei, ein Flugzeug oder einen Zug zu besteigen, frei, morgen früh beispielsweise lieber ein Marmeladenbrot zu essen als Porridge, frei, niemanden um irgendeine Erlaubnis bitten zu müssen.
Gefühle dieser Art kommen nie aus dem Nichts. Sie waren irgendwann einmal die Antwort auf eine reale Situation. Damals waren sie angemessen, eine Botschaft unseres Herzens: Hier stimmt etwas nicht, hier muss etwas geändert werden. Aber dann wurden wir unaufmerksam. Vielleicht wollten oder konnten wir das zu Ändernde nicht ändern; das Gefühl blieb uns erhalten, es hängte sich an weitere, ähnliche Anlässe, und dann haben wir es sorgsam gepflegt, mit Aufmerksamkeit gefüttert, haben darüber nachgegrübelt und es, oft ohne es zu wollen oder auch nur zu bemerken, eingeladen, sich in unserem Geist und Herzen niederzulassen. Und mit jedem dieser Momente ist das Gefühl ein wenig stärker geworden und hat sich in uns breit gemacht, bis wir den Eindruck hatten, dieses Gefühl gehöre zu unserer Identität, ja wir seien geradezu das Gefühl. Ohne diese Angst, diesen Schmerz, diese Befürchtung kommen wir uns irgendwie unvollständig vor.
Der Buddhismus nennt das eine Gewohnheits-Energie. Solche mit Aufmerksamkeit genährten Energien übernehmen irgendwann das Kommando, und wir sind ihnen ausgeliefert.
Freiheit sieht anders aus.
Deshalb frage ich mich bei jedem aufsteigenden Gefühl: Worauf bezieht es sich? Ist es eine Antwort auf eine in diesem Moment bestehende Situation, um die ich mich kümmern muss, oder ist es eine Energie, die aus der Vergangenheit stammt und jetzt und hier überhaupt nicht relevant ist? Körper, Herz und Geist erinnern sich noch, das Gefühl hat sich tief eingegraben, aber das Ereignis, auf das es sich bezieht, besteht schon lange nicht mehr.
Ich sehe dem Ballon nach, der hoch oben ins Blau eintaucht, halte einen Moment inne vor dem nächsten Schluck Tee und beschließe, auf keinen Fall jemals in einen solch winzigen Korb unter einer solch riesigen Plastikhülle zu steigen. Viel zu teuer, und dann, habe ich gehört, ist es dort oben auch im Hochsommer so kalt, dass die Fahrgäste gebeten werden, Wintermäntel anzuziehen.
Oh.. jede Menge Nachdenkerei nehme ich heute mit... danke dir!
AntwortenLöschenEs ist immer wieder gut, sich von alten, nicht mehr relevanten Gefühlen zu befreien!Vielleicht schaffe ich das bis zum Ende meines Lebens?
AntwortenLöschenWie gut, dass die Befreiung kein Zeitproblem ist - einfach immer wieder in den Augenblick zurückkehren und die Gefühle wirklich wahrnehmen genügt. Liebe Grüße.
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