Wenn einer geht - muss doch etwas bleiben? Von ihm, von ihr? Was bleibt? Und wo?
Ein lieber Freund ist gegangen. Und doch ist er da, hier, bei mir, in dem, was wir Erinnerung nennen. Er kommt mir entgegen in einem der schmalen Gänge im Biomarkt. Er beugt sich im Rietbergmuseum in Zürich neben mir über die Postkarten und wählt ein paar aus; andere als ich. Er spricht über das Singen von hohen Tönen und schickt mir per E-Mail den entscheidenden Satz für alle Sänger: "Also, verwurzeln wir uns!" Er erzählt mir in einem Rundfunkstudio von seiner Verehrung Albert Schweitzers. Er nimmt mich beim Wort, befragt meinen Satz, prüft die Genauigkeit meines Denkens. Um ihn ist klare Denkluft; Ungenauigkeit und Verschwommenheit hat da keinen Platz. Religion wird kritisch betrachtet. Aber er sagt den Satz: "Was mich überzeugt, ist das Konzept der Achtsamkeit."
Ohne zu leben ist er lebendig und wird erst sterben, wenn ich sterbe. Er ist lebendig in den vielen Menschen, denen er begegnet ist, privat und beruflich, auf je eigene Weise, in einer jeweils anderen Rolle. Und wird erst sterben, wenn sie sterben. Er ist lebendig für meine Freundin, die seine Frau ist. Ist, nicht war.
Gute, Reise, lieber U. Ich verabschiede Dich mit einem Gedicht von Thich Nhât Hanh, den Du geschätzt hast.
Ich kann sie hier am Himmel sehen, die Wellen von weißem Silber...* Lotusblüte, Taija
AntwortenLöschenJa so ist es. Liebe Margrit, danke für diesen tröstenden Blogbeitrag. Es geht mir sehr zu Herzen!
AntwortenLöschenDas Gedicht in deiner wunderbaren ÜBersetzung nehme ich mit, wenn ich darf...
herzlichst Ellen
Wie berührend. Und jetzt ist mir, als würde auch ich ihn ein wenig kennen, verbinden uns doch Albert Schweitzer, Thich Nhât Hanh und die Achtsamkeit... Liebe Grüße Ghislana
AntwortenLöschenIch danke Euch allen.
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