Juli 2025, Busfahrt vom Intersein-Zentrum nach Passau. Ziemlich großer Koffer, zwei hohe Stufen in den Bus, man kennt das. Zwischen den anderen zusteigenden Passagieren, die gelangweilt auf ihren Handys herumtippen, steht ein junger, nicht-deutsch aussehender Mann. Er greift, ohne nachzufragen, nach meinem Koffer und wuchtet ihn hinein.
Ankunft Passau Hauptbahnhof. Ich habe eine Stunde Aufenthalt, bis mein Zug nach Frankfurt abfährt, und will irgendwo an der Straße einen Kaffee trinken. Das gelingt mir aber nicht, denn die Kombination alte Frau und Koffer erregt die Aufmerksamkeit eines älteren, nicht-deutsch aussehenden Mannes, der sofort den Koffer packt und auf die Treppe zurast. Ich rufe, nein!, nein! und merke, wie fatal missverständlich sich das anhört. Jetzt glaubt er sicher, ich misstraue ihm und habe Angst um meinen Koffer, aber er denkt nicht ängstlich um Ecken herum, sondern hat nur die arme Alte mit dem großen Koffer im Sinn, den sie, da doch jetzt er da ist, nicht mehr die sehr gemeinen Stufen zum Bahnhof hochschleppen muss. Enthusiastisch ruft er: "Ja, ja, ich mach!", und so finde ich mich in der Bahnhofshalle wieder, mit meinem sorgfältig vor mir abgestellten Koffer. Der Retter verschwindet in der Menge.
Ich vertraue ihnen bedingungslos. Seit sie bei uns sind, reise ich bequemer. Sie kommen aus Kulturen, in denen das Alter geehrt wird. Sie wurden zur Aufmerksamkeit erzogen; sie sehen, wenn jemand Hilfe braucht. Herr Merz, die meisten dieser Menschen sind kein Problem, sondern eine Bereicherung.
Übrigens: das ist die neue Rolltreppe auf Gleis 1 im Hauptbahnhof in Freiburg. Ja, es ist ein Statement. Die Bundestagspräsidentin verbietet die Regenbogenflagge auf dem Dach des Reichstags in Berlin, Freiburg pinselt seine Rolltreppe an. Ich wohne gerne hier.
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