Sonntag, 26. Juli 2020

Lee Mingwei "Sonic Blossoms"


Durch den Hinweis einer Freundin habe ich den wunderbaren taiwanesischen Künstler Lee Mingwei entdeckt. Seine Arbeit betrachtet er als ganz konkretes Geschenk an die Menschen. Er bittet sie zum Beispiel, ihm reparaturbedürftige Kleidungsstücke zu bringen, die er oder seine Mitarbeiter in der Ausstellung dann eigenhändig flicken, wobei sich ein Gespräch entspinnt zwischen den beiden Menschen: zum Beispiel über die Geschichte des Kleidungsstücks und seinen Wert für den, der es repariert haben will.

Besonders berührend ist sein Projekt "Sonic Blossoms", in dem eine Sängerin oder ein Sänger jemandem ein Lied von Schubert zum Geschenk macht. Lee Mingwei hatte gerade eine Ausstellung im Berliner Gropius-Bau, die ich gern gesehen hätte.

Mehr über ihn hier: leemingwei.com

Mittwoch, 15. Juli 2020

Momentaufnahme #1


vom Stromkabel hängt

frisch gewaschen der Himmel

an Schwalbenklammern


(aus meiner neuen Serie: Momentaufnahme)

Freitag, 10. Juli 2020

Weltreise


Ich habe gelesen, dass die Balearen ab Montag eine Maskenpflicht nicht nur in öffentlichen geschlossenen Räumen anordnen, sondern auch im Freien, "sobald die Möglichkeit besteht, auf andere Menschen zu treffen". Es ist ja ziemlich wahrscheinlich, in der frischen Luft auf andere Menschen zu treffen; vielleicht geht man auch deshalb jetzt gerne raus. Ich las weiter, dass Kreuzfahrten wieder angeboten werden, vorerst für maximal eine Woche, ohne dass ein Hafen angelaufen wird. An Bord müssen sich die Passagiere "auf Temperaturmessungen, Wegeleitsysteme und eine Maskenpflicht in Fahrstühlen, Treppenhäusern und Kabinenfluren einstellen". Es wird auch nur einen eingeschränkten Speiseplan geben (keine Völlerei an überbordenden Büffetts!).

Und das alles kostet Tausende Euro.

Ich war gestern mit einer Freundin bei herrlichen 30 Grad auf Weltreise im lauschigen Botanischen Garten. Ein paar Müßiggänger lagerten unter den Bäumen im Gras, ein paar Hunde schlürften aus Teichen; als Hintergrundgeräusch das leise Wisch-Wisch der Rasensprenger.

In Tibet machte sich ein Strauch gerade bereit, demnächst aufzublühen (siehe oben). Ich hätte nicht gedacht, dass in Tibet so etwas Fragiles wächst. Wahrscheinlich meditierten seine Ahnen seit Äonen, das stärkt die Gene. Die entblößte Schulter tibetischer Mönche übersteht ja auch die härtesten Winter.


Seerosen sind ja ganz hübsch, aber in Südostasien blühte gerade der echte Lotos! 



Und natürlich gab es viele Tiere zu sehen. 

Es war wirklich lohnend, und das Ganze zum Nulltarif. Hinterher gingen wir in Thailand essen. Ohne Völlerei und Temperaturmessung.

Das mal nur so als Vorschlag für den Sommerurlaub.

Sonntag, 5. Juli 2020

Mooooond


 4. Juli 2020, 21.30 Uhr: südbadischer Mondteller


Lied vom Monde

Wind, Wind, sause,
der Mond ist nicht zu Hause;
er ist wohl hinter den Berg gegangen,
will vielleicht eine Sternschnuppe fangen,
Wind, Wind, sause.

Stern, Stern, scheine,
der Mond, der ist noch kleine;
Stern, Stern, scheine,
er hat die Sichel in der Hand,
er mäht das Gras am Himmelsrand,
Stern, Stern, scheine.

Singe, Vogel, singe,
der Mond ist guter Dinge;
er steckt den halben Taler raus,
das sieht blank und lustig aus,
singe, Vogel, singe.

Und hell wird's, immer heller;
der Mond, der hat 'nen Teller
mit allerfeinstem Silbersand,
den streut er über Meer und Land,
und hell wird's, immer heller. 

Paula Dehmel (1862-1918)