Donnerstag, 15. Februar 2018

Zustand mit Aussicht.


Bei mir um die Ecke. Oben Winter, unten Frühling, in der Luft eisiger Wind. Also so etwas Unentschiedenes, zwischen allen Zuständen. Das kenne ich: Leben zwischen zwei Seinsweisen, zwei Entscheidungen, zwei Möglichkeiten. Das eine ist nicht mehr richtig da, das andere noch nicht richtig da. Ich schaue mir also meine Landschaft an (Südbaden), ziehe mir die Mütze über die Ohren, es ist kalt und warm-sonnig gleichzeitig, und denke: Eigentlich schön. Ich sehe beides gleichzeitig, das Nicht-Mehr und das Noch-Nicht.

Ein Zustand mit Aussicht.

Verlinkt beim Naturdonnerstag bei www.jahreszeitenbriefe.blogspot.de


Montag, 12. Februar 2018

Frau Irgang bäckt Brot. Glutenfrei. Maisfrei. Sojafrei.


Wer, wie ich, weder Gluten noch Maisstärke (ein übles Zeug, und versteckt sich in den unglaublichsten Sachen!) noch Soja verträgt, ist auf das pappige glutenfreie Brot angewiesen, das es in Bioläden zu kaufen gibt. Schmeckt leider gar nicht, und das ist höflich ausgedrückt. Deshalb backe ich alle paar Wochen ein Brot, und zwar so:

Zutaten:

135 gr Sonnenblumenkerne
90 gr Leinsamen
65 gr Haselnüsse, gehackt
145 gr Haferflocken, glutenfrei
2 EL Chia-Samen
3 EL Flohsamenpulver (oder 4 EL Flohsamen)
1-2 Tl Salz
1 EL Ahornsirup
3 EL geschmolzenes Kokosöl
350 ml Wasser

Zubereitung:

Alle trockenen Zutaten in einer Schüssel vermischen. Wasser, Öl und Ahornsirup mischen und zu den trockenen Zutaten gießen. In eine mit Backpapier ausgelegte Kastenform füllen, die Oberfläche glattstreichen und mindestens 2 Stunden, gern länger, ruhen lassen. Der Teig ist fertig, wenn man das Backpapier an der Seite etwas abziehen kann, ohne dass der Laib seine Form verliert.

Bei 175 Grad auf mittlerer Schiene 20 Minuten backen. Aus der Form nehmen, auf einen Backrost umstürzen und - jetzt upside down - weitere 40 bis 50 Minuten backen. Es sollte hohl klingen, wenn man draufklopft - also einfach mal probieren. Vor dem Anschneiden vollständig auskühlen lassen.

Die liebe Taija hat mich darauf hingewiesen, dass es dieses Brot als Backmischung gibt: Bauck Life-Changing Wonderbrod nach Pastor Markset. Ich hab's gebacken und versichere: Genau dasselbe Brot, nur leichter zuzubereiten. Auf in den Bioladen!
 
Eine Buchempfehlung für alle, die autoimmunkrank sind. Also Hashimoto Thyreoiditis, Morbus Basedow, Zöliakie, Rheuma, Lupus erythematodes, Sjögren Syndrom oder Multiple Sklerose haben, auch Fibromyalgie und Diabetes - eventuell und wahrscheinlich sogar eine Kombination aus mehreren davon, denn ein gestörtes Immunsystem beschäftigt sich nicht nur mit einem Organ. Susan Blum ist Ärztin, selbst autoimmunkrank und behandelt ihre Patienten mit Hilfe einer radikalen Ernährungsumstellung. Sie erklärt anschaulich, was es bedeutet, chronische Entzündungsprozesse im Körper zu haben. Da gesunde Zeitgenossen dazu neigen, Autoimmunkranke mit ihren Unverträglichkeiten wie Hypochonder zu behandeln ("Alles nur Einbildung, früher gab es sowas ja auch nicht, haha") gefällt mir diese Aussage: "Nur weil die Medizin noch nicht über die richtigen Labortests für Sie verfügt, heißt das nicht, dass Gluten nicht verheerende Folgen für Ihr Immunsystem hat."

Dr. Susan Blum mit Michele Bender "Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln". VAK Verlags GmbH  

Dienstag, 6. Februar 2018

Künstler der Stille #6: Wolfgang Laib


Ich habe lange gebraucht, meinen Lieblings-Künstler hier in der Serie "Künstler der Stille" vorzustellen. Weil er die stillsten intensivsten Kunstwerke erschafft, die in meiner Seele wohnen, und da wollen sie nicht gestört werden. Weil ich nicht viel über ihn sagen möchte (im Video spricht er ungewöhnlich viel, also überlasse ich das Sprechen ihm). Weil seine Arbeit mir so wichtig ist, dass ich zu seinen Ausstellungen durch halb Europa reise: Wolfgang Laib.

Ich stehe dann eine Stunde vor einem dieser betörenden Teppiche aus Blütenpollen in meiner Lieblingsfarbe Sonnengelb. Ich stelle mich in eine seiner Bienenwachskammern, und der Duft ist so intensiv, dass ich die Kammer verlassen muss, weil mich dort etwas zu überwältigen droht - nicht negativ, auch nicht positiv. Sondern etwas, das sich um mich als kleine Person gar nicht kümmert: Natur, einfach Natur. Ich sehe seine wunderbaren Milchsteine - die Verbindung des ewigen Steins mit der flüchtigen Milch - und finde in diesem kleinen Rechteck den ganzen Kosmos. Und seine "unbesteigbaren Berge" aus indischem Reis zeigen mir, was "klein" und "groß" wirklich bedeuten und was ein wahrhaft heiliger Berg ist: Einer, den ich als Mensch nie besteigen kann. Ein kleiner Berg aus Reis.

Das Bild ist aus dem Band "Wolfgang Laib", Hatje Cantz Verlag

Wolfgang Laib erschafft Meditationsobjekte, die mich auf eine innere Reise schicken. Eigentlich brauche ich weder einen Zendo noch ein Retreat. Ich brauche die Blütenpollenteppiche, die unbesteigbaren Berge, die Zikkurats und Wachsschiffe. "Art is about not knowing where you are going." (W. L.) 

So ist es.