Ein Mann hatte einst eine Maus im Haus. Die Maus zerlegte systematisch das halbe Haus, nagte Kissen und Pantoffeln an, fraß die Vorräte in der Speisekammer. Der Mann stellte eine Falle auf, legte Käse hinein, aber die Maus war klug und mied die Falle. Der Mann kaufte eine Lebendfalle. Die Maus machte einen großen Bogen um das Ding. Der Mann streute Gift. Die Maus ließ es unberührt.
Ein Freund lieh dem Mann seine Katze aus. Die Katze erblickte die Maus, die gerade blitzschnell in einem Loch verschwand, und raste los. Sie wirbelte durch das Haus, kratzte an den Möbeln herum, bis sich Splitter lösten, schlug ihre Krallen in die Kissen, dass die Federn flogen, und warf in der Speisekammer die Vorratsgläser vom Bord. Der Mann sagte verärgert zu seinem Freund: "Diese Katze macht mir mehr Ärger als die Maus", und gab die Katze zurück.
Da empfahl ihm ein anderer Freund, die Katze aus dem nahe gelegenen Zen-Tempel zu holen. Der Mann glaubte nicht an die Tempelkatze, aber einen letzten Versuch wollte er noch wagen. Ein Mönch brachte die Katze. Es war ein riesiges Tier, ziemlich dick, das sich gleich auf einem Kissen niederließ. Dort blieb die Katze mehr oder weniger in den nächsten Tagen liegen. Döste vor sich hin, aß ein wenig, döste weiter. Der Mann beschloss, die nutzlose Katze so schnell wie möglich loszuwerden.
Die Maus hatte währenddessen bemerkt, dass von dieser Katze keine Gefahr ausging. Sie begann frech und vergnügt, wieder herumzustöbern und tanzte der Katze vor der Nase herum. Die blinzelte gelangweilt und döste weiter vor ihrem Napf mit Huhn in Gelee. Die Maus schlich sich heran. Huhn mit Gelee, das war doch besser als Pantoffeln und Federkissen. Verwegen tauchte die Maus ihre Schnauze in den Napf. Da sauste blitzschnell die Pranke der Katze herab. Ein Hieb genügte.
Die Katze gähnte und schlief wieder ein.
(Ich wünsche Euch allen einen entspannten 'Tag der Arbeit'. Und einen stets klaren Blick, der erkennt, wann es an der Zeit ist, eine Maus zu töten. Eine reale oder eine symbolische.)