Mittwoch, 13. April 2022

Aprilwald

 


Sonntagmorgen, 8.20 Uhr. Das ist meine liebste Zeit im Wald. Ich treffe bestenfalls niemanden, allenfalls die eine oder andere Frau, die ihren Hund ausführt. Ich ging meinen gewohnten Weg, eine zarte buttergelbe Sonne schien, die Vögel jubelten, ich bog um eine Ecke und kam nicht weiter. Der Sturm hatte eine große alte Birke gefällt, die auf eine andere Birke gefallen war, und diese wiederum auf einen dritten Baum. Da lagen sie quer über dem Weg, gefällte Riesinnen, und ich wurde auf einmal traurig. An diesen Bäumen bin ich viele Male vorbeigegangen, ohne sie als besondere wahrzunehmen. Sie waren einfach Bäume, drei von vielen. Aber jetzt, in ihrem letzten Zustand, erschienen sie mir besonders. Behutsam näherte ich mich der Zerstörung und sah den Grund: 



Sie hatten gerade angefangen, den Frühling zu feiern. Sie wollten aufbrechen, Blatt um Blatt, Knospe um Knospe. So viel Kraft war in ihnen. So viel Kraft, die jetzt stirbt. Was für ein Bild für die Welt in diesen Tagen.

Ich musste umkehren und denselben Weg zurückgehen. Und wie immer, wenn man den Blick umkehrt und neu auf etwas scheinbar Vertrautes wirft, sah ich, was ich auf dem Hinweg übersehen hatte: 



Und auch das ist ein Bild für die Welt in diesen Tagen.


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